Versandapotheken

Die Inspektoren kommen – vielleicht

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Berlin -

Knapp ein Jahr ist es her, dass die niederländischen Behörden angekündigt haben, auch bei Versandapotheken in Grenznähe und mit Fokus auf deutsche Kunden auf die Einhaltung der Vorschriften zu achten. Viel passiert ist bislang nicht. Eigentlich sollten im August vergangenen Jahres die Kontrollen beginnen; zuletzt waren für Anfang Februar Inspektionen angekündigt worden. Doch auch dieser Zeitplan hat sich bereits überholt.

 

Mehr als zehn Jahre nachdem sich die ersten Versandapotheken jenseits der Grenze niedergelassen haben, kündigte die Apothekenaufsicht im März vergangenen Jahres an, hart durchzugreifen, wenn niederländisches Arzneimittel- und Apothekenrecht nicht beachtet wird. Über ihren Branchenverband EAMSP versuchen DocMorris, die Europa Apotheek Venlo und Vitalsana seitdem, die Kontrolleure von ihrer Sonderstellung zu überzeugen.

Die Mühlen mahlen langsam: Bei einem Treffen im März 2011 wurden den Versendern vier Monate eingeräumt, um ihre Prozesse an die geltenden Vorschriften anzupassen. Dann wurde die Frist ohne Angabe näherer Gründe noch einmal bis Mitte Dezember verlängert. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten die Versandapotheken einen Katalog vorlegen, der die Konformität aller Abläufe mit niederländischem Recht belegt. Das Pflichtenheft liegt offenbar vor und wird derzeit geprüft.

 

 

Schriftliche Bekenntnisse genügen der Behörde aber mittlerweile nicht mehr. Deswegen sollen nun Kontrollen in den Apotheken stattfinden. Ursprünglich für Anfang Februar anvisiert, wird aktuell ein neuer Zeitplan für die Inspektionen erarbeitet. Zu befürchten haben die Versandapotheken erst einmal wenig: Bis zur endgültigen Klärung sind derzeit keine Strafen geplant. Danach will die Apothekenaufsicht aber keine Ausnahmen mehr gelten lassen.

Nicht nur deutsche Pharmazeuten reiben sich verwundert die Augen: Auch bei der niederländischen Apothekerkammer kann man sich keinen Reim auf die fortwährenden Verzögerungen und Fristverlängerungen machen. Die Vorgehensweise der Behörde sei sehr ungewöhnlich, heißt es in Den Haag. Man könne sich das langsame Vorgehen der Behörde nur dadurch erklären, dass diese mehr Zeit für weitere Recherchen benötige. Unzufrieden sind die niederländischen Apotheker auch mit der spärlichen Informationspolitik: Die Kammer sei über die Maßnahmen zur Kontrolle nur ungenügend informiert worden.

Die Behörde war aktiv geworden, nachdem ein Ex-Apotheker der EAV seinen ehemaligen Arbeitgeber wegen der Nichteinhaltung der Rechtsvorschriften angezeigt hatte. Laut Beschuldigungsschreiben wurden wichtige pharmazeutische Bestimmungen nicht befolgt, zum Beispiel was die Kontrolle und Archivierung der Rezepte, die Pflege der Patientenakten, die Lagerung der Medikamente oder die Etikettierung der Packungen angeht. Die niederländischen Regeln lassen sich wiederum teilweise nicht mit den deutschen Vorschriften in Einklang bringen, die die Versender bei der Lieferung an deutsche Verbraucher ebenfalls beachten müssen. Sollte mit der AMG-Novelle künftig auch die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) für sie greifen, bliebe den Holland-Versendern nur der Fremdbesitz als Vorteil.

 

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