Porträt

Asys: EDV-Pioniere in der Apotheke

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Berlin -

Millionen von Einzeldaten sind in der Apothekensoftware hinterlegt. Ohne Computer geht heute so gut wie nichts mehr in der Apotheke. Mit den technischen Möglichkeiten sind die Anforderungen immer weiter gestiegen: So ließen sich wirkstoffbezogene Rabattverträge für jede Krankenkasse ohne EDV überhaupt nicht bewältigen. Teil der rasanten Entwicklung und Pionier der Branche ist die Firma Asys. Das Softwarehaus feiert in diesem Jahr seinen 30.Geburtstag.

 

Hervorgegangen ist Asys aus dem Oberhausener Traditionsunternehmen Ringelhan & Rennett, einem Einrichter von Apotheken und Arztpraxen. Als die Firma 1982 Konkurs anmeldet, müssen sich auch die rund 20 Mitarbeiter der EDV-Abteilung etwas Neues suchen. Elf von ihnen schließen sich zusammen, lösen die Abteilung aus der Konkursmasse. Die Firma Asys kommt zunächst in ehemaligen Räumen der Noweda unter. Der Großhändler konsolidiert zu dieser Zeit gerade seine Büros.

Asys startet mit der Betreuung von 42 Apotheken und Systemen, die so groß sind wie Kühlschränke. Die 2x5-Kilobyte-Wechselplatten beinhalten aber bereits den kompletten Artikelstamm sowie Lager- und Kundendaten.

Besonders stolz ist man bei Asys darauf, dass das System schon in den 1980er Jahren mehrere Apotheken miteinander vernetzen konnte. Der Wunsch war von einem Nutzer gekommen, der seine Apotheke mit der seiner Frau verbinden wollte. Asys beansprucht auch für sich, dass man als erstes Softwarehaus Rezepte an der Kasse bedrucken konnte und die ersten Scannerkassen ausgeliefert hat.

 

 

Wegen der Möglichkeit zur Vernetzung ist Asys lange Jahre vor allem bei Familienverbünden und großen Apotheken beliebt. Anfang der 1990er-Jahre haben weit über 1000 Apotheken ein Warenwirtschaftssystem von Asys, in der Spitze sind mehr als 400 Apotheken am Unternehmen beteiligt.

Doch kurz vor der Jahrtausendwende erlebt das Softwarehaus eine Krise: Die damalige Geschäftsführung will mit Gewalt ein komplett neues System in den Markt drücken, rund 20 Prozent der Kunden fliehen.

1999 folgt die Rettung mit einem radikalen Umbruch: Die Kommanditgesellschaft mit einem Beirat aus fünf Apothekern wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In dem sechsköpfigen Aufsichtsrat muss zwar auch einer der drei vertretenen Apotheker den Vorsitz haben, mit dem Volkswirt und Rechtsanwalt Dr. Heinrich Stallknecht wird aber auch externer Sachverstand in die Spitze des Unternehmens berufen.

 

 

Stallknecht hat seitdem seine Anteile an Asys immer wieder erhöht, indem er Aktien von Apothekern übernimmt. Durch das jährliche Rückkaufprogramm, bei dem die Aktien vernichtet werden, hat sich sein Anteil indirekt weiter erhöht. Zusammen mit seiner Familie hält der Anwalt der Kanzlei Taylor Wessing heute 156 Anteile und ist damit mit rund 60 Prozent Mehrheitsaktionär. Seine beiden Söhne sitzen im Aufsichtsrat der AG.

Obwohl Asys damit den Charakter als apothereigenes Softwarehaus verloren hat, ist man im Unternehmen froh über Stallknechts Engagement, der sich nicht nur finanziell einbringe. Zudem konnte nur mit seiner Hilfe die feindliche Übernahme durch den Konkurrenten ProMedisoft abgewendet werden.

Heute betreut Asys nach eigenen Angaben wieder knapp 900 Apotheken. Das Steckenpferd ist nach wie vor die Vernetzung: Apotheken können sich einzeln oder im Verbund auf einem externen Server bei Asys einmieten, der von dem Softewarehaus administriert wird. Updates können so in Sekundenschnelle aufgespielt werden. Eine Funkverbindung sowie ein Back-up-System in der Apotheke garantieren die Stabilität auch bei technischen Problemen. „Es gibt hübschere Kassensysteme als unseres, aber was wir im Hintergrund leisten, kann kein anderer“, ist Geschäftsführer Sven Bertram überzeugt.

 

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