Philipp Lahm steigt aus

Allpresan-Hersteller kauft Sixtus

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Berlin -

Der Kosmetikhersteller Neubourg Skin Care hat das bayerische Traditionsunternehmen Sixtus übernommen. Das Familienunternehmen, bisher vor allem bekannt für seine Schaumcremes der Marken Allpresan und Allpremed, erschließt sich damit die Drogerie als Vertriebskanal. Verkäufer ist der ehemalige Fußballprofi Philipp Lahm.

Das auf natürlichen Alpenkräutern basierende Angebot unter Sixtus soll dabei in allen Bereichen deutlich ausgeweitet werden – in der Fußpflege, Sport/Physiotherapie und Hautkosmetik. „Mit Sixtus schließen wir eine strategische Lücke“ so Firmeninhaber Dr. Thomas Neubourg. „Zugleich verschafft uns die Akquisition einen glaubwürdigen Eintritt in den Markt der klassischen Cremes und Lotionen.“

Mit Sixtus könnten die Fachkunden nun auch diejenigen Menschen erreichen, die traditionelle Cremes, Salben und Lotionen auf natürlicher Basis bevorzugen. „Und wir erweitern damit unser Angebot für sportlich aktive Menschen.“ Da Allpresan, Allpremed und Sixtus jeweils ganz unterschiedliche Kundenbedürfnisse bedienen, sieht Neubourg keine Konflikte zwischen den Marken.

Lahm übergibt das Unternehmen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Mir ist Sixtus über all die Jahre richtig ans Herz gewachsen. Das Angebot von Neubourg und die damit verbundenen herausragenden Perspektiven für die Marke haben mich jedoch überzeugt.“ Petra Reindl, seit 2013 für Sixtus tätig, bleibt dem Unternehmen als Geschäftsführerin erhalten und wird sich zukünftig vor allem um die vertrieblichen Belange kümmern.

Lahm, Ex-Kapitän des FC Bayern München und der Fußball-Nationalmannschaft, hatte nach seinem Karriereende den Sportsalben- und Pflegeproduktehersteller Sixtus komplett übernommen. Eingestiegen war er bereits 2015, zwei Jahre später übernahm er die Firma komplett.

2019 geriet Sixtus in wirtschaftliche Schieflage. Mit dem Umzug von Hausham nach Bad Aibling wurden nicht nur Produktion und Außendienst eingestellt, sondern auch das Sortiment massiv eingedampft. Außerdem wurden die Strategie auf den Kopf gestellt; elf neu gestaltete Produkte sollten exklusiv bei Weltbild erhältlich sein. Stattdessen waren die Produkte dann bei Aldi zu finden; gemeinsam mit dem Discounter hatte Lahm ein Jahr zuvor eine große Kampagne gestartet, um seine zweite Firma Schneekoppe wieder auf Kurs zu bringen.

Die Ursprünge von Sixtus reichen bis ins Jahr 1931 zurück. Otto Richter, Drogist in Schliersee, stellte in seinem Laboratorium ein Hautöl her, das er nach der Kirche im Ort benannte. Im September 1939 übernahm der Drogist Fritz Becker das Geschäft; er hatte in München in der Forschungsabteilung von Dr. Willmar Schwabe gearbeitet und wollte sich selbstständig machen. Mit der Idee, einen Fußbalsam zu vertreiben, lag er genau richtig. Denn während der Kriegsjahre fand der Sixtuwohl-Fußbalsam bei den Soldaten reißenden Absatz. Selbst die wegbrechenden Umsätze mit Sixtolin konnte Becker ausgleichen: Er lieferte das Sonnenbrandöl für den Nordafrikafeldzug der deutschen Wehrmacht.

Nach Kriegsende hatte die Firma mehr als 100 Mitarbeiter – und Becker ein neues Vermarktungskonzept. 1949 wurde Sixtus Teamsponsor beim Sechstage-Radrennen in München, 1952 Ausrüster der Deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Fortan stattete das Unternehmen bei internationalen Wettkämpfen Spitzensportler aus. Dank der internationalen Beziehungen wurden die Produkte schnell in aller Welt verkauft.

Doch mit der Zeit kam das Sortiment in die Jahre; 2011 kam die Firma noch auf Umsätze von fünf Millionen Euro – 60 Prozent entfielen auf die Fußpflegeprodukte, der Rest verteilte sich zu gleichen Teilen auf Kosmetika und den Sportbereich. Die Firma geriet in wirtschaftliche Schieflage. Parallel zeichneten sich auch Probleme in der Unternehmensnachfolge ab. Anfang 2013 übernahm Franz Kroha gemeinsam mit dem damaligen Nemetschek-Chef Ernst Homolka das Traditionsunternehmen. Homolka war nach wenigen Monaten wieder weg, stattdessen holte Kroha 2015 Lahm an Bord.

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