Großbritannien

Pfizer kontrolliert Apotheken

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Der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer nimmt es mit den Warenströmen in Großbritannien ernst: Apotheken, die ungewöhnlich viele Pfizer-Produkte bestellen, werden genauer unter die Lupe genommen. Offiziell will der Konzern die Verfügbarkeit seiner Produkte sicherstellen. Kritikern zufolge sind die Kontrollen eine Taktik gegen Parallelimporte: Wegen des fallenden Kurswertes des Britischen Pfunds haben Arzneimittelexporte aus dem ehemaligen Importland stark zugenommen.

„Pfizer nutzt in Großbritannien verschiedene Mechanismen, um den Bedarf seiner Produkte einzuschätzen“, sagte ein Sprecher des Konzerns gegenüber APOTHEKE ADHOC. „In wenigen Fällen mussten wir direkt auf sehr unregelmäßige oder ungewöhnliche Bestellungen eingehen, um die Verfügbarkeit von verschreibungspflichtigen Pfizer-Präparaten sicherzustellen.“ In Einzelfällen habe man Apotheken „angeboten“, einen unabhängigen, von Pfizer instruierten Prüfer zu beauftragen.

Der Konzern definierte auf Anfrage nicht näher, was als „ungewöhnliche Bestellmenge“ angesehen wird, welche Produkte betroffen sind oder wie viele Apotheken bislang auffällig geworden sind. Ebenfalls offen blieb, welche Konsequenzen drohen und welche Daten Pfizer nutzt, um den Apotheken auf die Spur zu kommen.

Möglicherweise trägt die Exklusivvertriebsvereinbarung (Direct to Pharmacy, DTP) mit UniChem, der britischen Großhandelstochter von Alliance Boots, an dieser Stelle Früchte: Seit zwei Jahren können Apotheken alle verschreibungspflichtigen Pfizer-Produkte nur noch über UniChem bestellen. Die Ware bleibt bis zur Auslieferung an die Apotheke Eigentum von Pfizer; der Konzern erhält damit automatisch Abverkaufsdaten.

Die Frage nach der gesetzlichen Grundlage für die Datenerhebung ließ Pfizer ebenfalls offen: Der DTP-Vertrag diene der Versorgungssicherheit, hieß es knapp. Die britische Wettbewerbsaufsicht hatte vor zwei Jahren kein Problem im DTP-Konzept gesehen.

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