Brexit: Pharmaverbände befürchten Engpässe dpa, 16.01.2019 11:56 Uhr
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Eine Milliarde Arzneipackungen wird jährlich zwischen der EU und Großbritannien gehandelt, auch viele Arzneimittel werden dort zugelassen. Kommt es nun zu einem ungeregelten Brexit, könnte das Folgen für Patienten haben, warnen Pharmaverbände. Foto: Pixabay
Berlin - Pharmaverbände warnen im Falle eines ungeordneten Brexits vor Engpässen bei Medikamenten. Ohne Übergangsphase oder Regelungen für die komplexen Lieferketten für Arzneien könne die Versorgung in Großbritannien und der übrigen EU „empfindlich“ gestört werden, mahnte der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Großbritannien und die EU müssten dringend Maßnahmen ergreifen, damit gerade schwer kranke Patienten weiter ihre Medikamente bekämen. Der Handel der deutschen Chemie- und Pharmabranche mit Großbritannien ist 2018 schon eingebrochen, wie erste Schätzungen des Branchenverbands VCI zeigen.
Fast jedes vierte Arzneimittel für die EU werde in Großbritannien freigegeben und dort in den Verkehr gebracht, so der BAH. Entsprechend groß sind die Sorgen vor einem ungeordneten Brexit: „Medikamente, die für ganz Europa in Großbritannien zugelassen wurden, dürfen von jetzt auf gleich nicht mehr in Europa vertrieben werden“, warnte der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Im Falle eines Brexits ohne Abkommen werde Großbritannien im Handel zum Drittstaat, inklusive damit verbundener Zölle und anderer Beschränkungen, sagte Vorstandschef Martin Zentgraf.
Das Schreckensszenario eines ungeregelten Brexits zum angepeilten Austrittsdatum am 29. März ist wahrscheinlicher geworden: Am Dienstagabend hatte das britische Parlament deutlich gegen den vorgeschlagenen Deal von Premierministerin Theresa May mit der EU gestimmt.
Jährlich wird laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) eine Milliarde Arzneimittelpackungen zwischen Großbritannien und der übrigen EU gehandelt. Von möglichen Engpässen wäre aus vfa-Sicht aber in erster Linie Großbritannien betroffen. Das Land könne einen „Stresstest für das Gesundheitssystem“ wesentlich schwerer wegstecken als die EU, sagte Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer. Pharma-Firmen hätten zwar ihre Arzneivorräte auf der Insel erhöht. Ob das aber für einen Brexit ohne Deal genüge, sei ungewiss.
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