USA

Pessina spielt Oesterle

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Berlin -

Für AmerisourceBergen dürfte die Verlockung allzu groß geworden sein: Als Großhandelspartner für Boots/Walgreens in den USA kann der Konzern bei der Globalisierung des Apothekenmarktes mitspielen. Mit dem Schritt manövriert Boots-Mastermind Stefano Pessina seinen Partner aber in eine ähnliche Situation wie seinerzeit Fritz Oesterle Celesio durch die Übernahme von DocMorris: Denn die unabhängigen Apotheken in den USA verfolgen ganz genau, welche Rolle ihr bisheriger Partner in dem Triumvirat einnimmt.

AmerisourceBergen gehört neben Cardinal Health und McKesson zu den drei führenden Großhändlern in den USA. 2001 aus der Fusion von AmeriSource und Bergen Brunswig hervorgegangen, liefern die 26 Vertriebszentren heute nach Konzernangaben jede fünfte Arzneimittelpackung in den USA aus.

Vor allem bei den unabhängigen Apotheken hatte AmerisourceBergen bislang die Nase vorne: Der Marktanteil von 28 Prozent ist von den Konkurrenten unerreicht. 4000 Apotheken sind Mitglied in der Kooperation „Good Neighbor Pharmacy“.

„Die unabhängigen Apotheken sind seit jeher die wichtigsten Kunden für AmerisourceBergen“, heißt es beim Apothekerverband. „Aktuell evaluieren wir die Nachwirkungen dieses Zusammenschlusses. Wir hoffen sehr, dass die Transaktion unsere langjährige Beziehung nicht beeinflussen wird, sondern dass die Marktbedingungen sich zugunsten der unabhängigen Apotheken entwickeln.“

Ob sich diese Hoffnung erfüllt, wird abzuwarten sein. Laut Ornella Barra, Handelschefin bei Alliance Boots, soll der Zusammenschluss gerade zu einer neuen Marktdynamik in den USA führen – in Richtung Vertikalisierung.

Interessenkonflikte sieht sie nicht: In Europa habe man bereits gezeigt, dass man mit unabhängigen Apotheken und Ketten eng zusammen arbeiten könne: „Von unseren innovativen Leistungen profitieren Apotheken in allen Formen.“

Für die kommenden zehn Jahre soll AmerisourceBergen Lieferant der 8200 Walgreens-Filialen sein. Außerdem wollen die beiden Konzerne gemeinsam einkaufen und Dienstleistungen für die Pharmaindustrie bieten. In den USA gibt es 28.000 unabhängige Apotheken – von insgesamt 61.000.

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