Schlüsselenzym für die Replikation blockiert

Neues Target für Sars-CoV-2?

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Berlin -

Die Bekämpfung von Sars-CoV-2 stellt einen wichtigen Baustein in der Pandemiebekämpfung dar. Forscher aus den USA haben nun ein neues mögliches Target ermittelt: Demnach kann ein bestimmtes Schlüsselenzym ausgeschaltet werden, das für die Replikation benötigt wird.

Um mögliche Angriffspunkte für das Virus zu finden, ist es wichtig, die genaue Struktur und das Genom zu kennen. Seit fast eineinhalb Jahren forschen Wissenschaftler:innen mittlerweile an der Abbildung der 3D-Struktur der Virusproteine. Die daraus entstehenden Informationen liefern wichtige Hinweise auf mögliche Therapien und die Bekämpfung des Virus.

Ein Team des Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) hat nun herausgefunden, dass das Enzym mit dem Namen „RNA-abhängige RNA Polymerase“ (RdRp), welches von Sars-CoV-2 produziert wird, ein mögliches neues Target sein könnte.

Das Virus benötigt RdRp, um sein genetisches Material im menschlichen Körper zu kopieren. Eine Blockade des Enzyms könnte somit verhindern, dass sich Sars-CoV-2 vermehrt – das Fortschreiten der Erkrankung könnte dadurch verhindert werden, so die Theorie. Im Fachjournal „Science“ stellte das Team seine Ergebnisse kürzlich vor.

Frühere Untersuchungen zeigten, dass die RdRp-Struktur Zink benötigt, um ihre Funktion ausüben zu können. Doch auch Cluster aus Eisen und Schwefel (Fe-S) können demnach die strukturelle Rolle übernehmen, sie sind allerdings weniger stabil. Die Wissenschaftler:innen analysierten die RdRp-Sequenz und identifizierten zwei potenzielle Lokalisationen für diese Fe-S-Cluster. Als die Fe-S-Cluster eliminiert wurden, war die Fähigkeit des Enzyms, das genetische Virusmaterial zu kopieren, beeinträchtigt.

Ein möglicher neuer Angriffspunkt könnte demnach der Abbau dieser Fe-S-Cluster sein. Im Zuge ihrer Forschungen hielten die Forscher:innen bereits Ausschau nach möglichen Kandidaten: Ein Medikament mit dem Namen Tempol (auch „MBM-02“) könnte möglicherweise geeignet sein. Es wurde bereits in anderen Bereichen am Menschen getestet – schwerwiegende Nebenwirkungen gab es bislang nicht.

Tempol kann dem Team zufolge RdRp in den menschlichen Zellen hemmen. Bei mit Sars-CoV-2 infizierten Zellen konnte es die Vermehrung des Virus blockieren. „Angesichts des Sicherheitsprofils von Tempol und der in unserer Studie als therapeutisch angesehenen Dosierung sind wir zuversichtlich.“ Es seien jedoch klinische Studien erforderlich, um festzustellen, ob das Medikament bei Patienten wirksam ist – insbesondere zu Beginn des Krankheitsverlaufs, wenn sich das Virus zu replizieren beginnt. Deshalb sollen nun weitere Studien folgen.

Auch hierzulande wurde bereits an einem ähnlichen Angriffspunkt geforscht. Virologen der Justus-Liebig-Universität Gießen haben gemeinsam mit Forschern aus Marburg, den Niederlanden und Russland ein Replikations-Enzym als mögliche Zielstruktur für Therapieansätze identifiziert: Die Protein-Domäne „NiRAN“, welche nur bei Viren der Ordnung Nidovirales zu finden ist, sei essenziell für die Vermehrung der Coronaviren und könnte als Target fungieren.

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