Wie entwickelt sich die Pandemie weiter?

Inzidenz wieder über 50

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Berlin -

Zuerst die gute Nachricht: Menschen mit vollem Impfschutz erkranken in Deutschland nur in vergleichsweise wenigen
Fällen schwer an Corona – auch leichte Erkrankungen kommen deutlich seltener vor als bei Ungeimpften. Das zeigt eine neue Auswertung des Robert Koch-Instituts (RKI). Ein prägnantes Beispiel: Zuletzt lag der Anteil der Menschen mit vollem Impfschutz unter allen Corona-Intensivpatienten von 18 bis 59 Jahren bei 2,4 Prozent.

Entsprechend stuft das RKI die Gesundheitsgefahr für Geimpfte als moderat ein. Für Geimpfte sei die Situation weiterhin vergleichsweise entspannt, sagt auch Professor Dr. Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie.

Anders sieht es bei Ungeimpften aus – sie machten zuletzt den Großteil der Erkrankten und im Krankenhaus Behandelten aus. Und damit zur schlechten Nachricht: Die Zahl der Menschen, die sich innerhalb einer Woche nachweislich mit dem Coronavirus anstecken, steigt rasant. Sie hat sich seit Anfang August verdreifacht. Das RKI spricht vom Beginn der vierten Welle – nicht zuletzt wegen der ansteckenderen Delta-Variante. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Wochenende erstmals seit Mai wieder über 50 (Sonntag: 54,5).

Der Anstieg der Inzidenzen hat bereits Folgen. So steigt die Zahl der Corona-Patienten im Krankenhaus laut RKI wieder an, die meisten Fälle gibt es demnach in der Gruppe der 35- bis 59-Jährigen. Die jetzigen Infektionen und steigenden Werte bedrohten natürlich besonders alle Umgeimpften und bisher nicht Infizierten, sagt Zeeb. Die Zahlen sollten wirklich ein Warnsignal und Motivator sein, sich impfen zu lassen. Das Impftempo in Deutschland hat in den vergangenen Wochen deutlich nachgelassen. Bislang sind knapp 60 Prozent der deutschen Bevölkerung vollständig geimpft.

Wie könnte sich das Infektionsgeschehen nun weiter entwickeln? Man sei im Moment wieder in einer exponentiellen Phase, sagt Zeeb. Eine bundesweite Inzidenz von 100 könnte in gut zwei Wochen erreicht werden. Die 200 und die 500 könnten bei unverändertem Verlauf entsprechend in vier bis sieben Wochen erreicht sein, wenn sonst alles gleich bleibe. Allerdings sei zu beachten, dass es Faktoren gibt, die die Lage beeinflussen. So könne sich beispielsweise das Verhalten der Menschen auch ohne politische Eingriffe ändern. Aufgrund der noch immer geltenden Beschränkungen geht Zeeb nicht davon aus, dass die bundesweite Inzidenz über 200 steigt.

Ab 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche sei wieder eine erhebliche Belastung der Intensivstationen mit mehr als 3000 Intensiv-Patienten zeitgleich zu erwarten, sofern die Impfquote nicht deutlich gesteigert werde, heißt es einer vergangene Woche vorgestellten Analyse mehrerer deutscher Mediziner. Aktuell liegen deutlich unter 1000 Corona-Patienten auf Intensivstation.

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