Favipiravir ist wirksam Alexandra Negt, 24.06.2020 12:13 Uhr
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Favipravir gilt als antiviraler Allrounder. Der Wirkmechanismus gleicht dem von Remdesivir. Der Unterschied: Favipravir ist als Tablette verfügbar. Foto: nito/shutterstock.com
Berlin - In Japan setzen zahlreiche Kliniken bei der Behandlung von Covid-19 auf das Grippemedikament Favipiravir. Bei dem Arzneistoff handelt es sich um ein antivirales Medikament. Die Wirkung beruht auf der Hemmung der viralen RNA-abhängigen RNA-Polymerase. Auch andere Länder wie Russland setzen strukturähnliche Wirkstoffe im Kampf gegen Corona ein. Die antiviralen Allrounder zeigen sich wirksam – jedoch nicht spezifisch.
Ursprünglich wurde Favipiravir als Influenza-Wirkstoff entwickelt. In Japan wird der Arzneistoff als Reservemittel bei neuartigen Grippe-Stämmen eingesetzt. Es handelt sich nicht um ein spezifisch wirkendes Arzneimittel, eher kann Favipiravir mit einem Breitbandantibiotikum verglichen werden, denn es ist gegen viele Viren wirksam.
Favipiravir ist ein Guanin-Analogon. Der Arzneistoff liegt als Prodrug vor, sodass er erst im Körper in die aktive Form überführt wird. Die Wirkung beruht auf der Blockierung der viralen RNA-abhängigen RNA-Polymerase. Fehlt dieses Enzym, so kann das Virus sich nicht mehr replizieren. Auch Remdesivir wirkt über diesen Mechanisumus – wird aber als Infusion verabreicht, während Favipravir in Tablettenform zu Verfügung steht. Die Initaldosis ist meist höher gewählt, um ausreichend hohe Wirkspiegel im Körper zu erreichen. In den kommenden Tagen folgt eine zweimal tägliche Einnahme für mehrere Tage. Bei einigen Studien wurden folgende Dosisregime verfolgt: 1800 mg Favipiravir an Tag 1 und an den Tagen 2 bis 10 zweimal täglich 800 mg Wirkstoff.
Wie Forscher der Universität in Toyoake bei Nagoya mitteilten, hatten 976 Patienten (45,2 Prozent) einen leichten Verlauf ohne Sauerstoffgabe. Bei ungefähr genauso vielen Personen (947 Patienten, 43,9 Prozent) wurde ein mittelschwerer Verlauf mit Sauerstoffbedarf diagnostiziert. Bei den übrigen 239 Patienten (10,9 Prozent) wurde ein schwerer Verlauf diagnostiziert. Diese Personen benötigten eine mechanische Beatmung oder eine extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO).
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