Influenza-Regelimpfung ab sechs Monaten

Ärzte fordern Grippeimpfung für Kinder

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Berlin -

Eine Grippeimpfung wird von der Ständigen Impfkommission (Stiko) normalerweise nur für Kinder mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung ab einem Alter von sechs Monaten empfohlen. In diesem Jahr empfehlen zahlreiche Kinderärzte eine Impfung unabhängig von bestehenden Grundleiden. Angesichts der aktuell herrschenden Pandemie sei es eine gesellschaftliche Verpflichtung, andere Menschen durch eine Impfung zu schützen. Kinder sind nachgewiesene Überträger von Influenza. Durch flächendeckende Impfungen könnte die kommende Grippesaison moderater ausfallen, so die Kinderärzte.

Das Thema Impfung steht seit Wochen im Fokus von zahlreichen Diskussionen, aber eigentlich eher beim Thema Corona-Impfstoff. Nun, da der Herbst vor der Tür steht, rückt auch die Grippeschutzimpfung wieder vermehrt in den Vordergrund. Normalerweise empfiehlt die Stiko eine Schutzimpfung für alle Menschen ab 60 Jahren. Darüber hinaus sollen sich auch Schwangere ab dem zweiten Trimenon, Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung sowie Personen mit erhöhter Gefährdung durch den Beruf impfen lassen. Nun sollen Eltern auch ihre Kinder gegen Grippe impfen lassen, so die Meinung zahlreicher Kinderärzte. „Wir wissen, dass Kinder den Influenza-Virus maßgeblich übertragen“, sagte Professor Dr. Johannes Hübner, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädriatische Infektiologie, gegenüber der „Welt am Sonntag“.

Bisher hielt sich das Impfinteresse der Bevölkerung in Grenzen. In diesem Herbst rechnen die Allgemeinmediziner mit einer erhöhten Nachfrage. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) sind die Ärzte auf eine erhöhte Nachfrage vorbereitet. Angesichts von Corona sei es besonders wichtig, dass sich möglichst viele Menschen impfen ließen, sodass sich die kommende Grippesaison und das Pandemiegeschehen möglichst wenig überlagerten, so KBV-Vorstandsvize Dr. Stephan Hofmeister gegenüber der „Welt am Sonntag“. Da die Symptomatik beider Krankheiten sich ähneln kann, könnte es zu Falschinterpretationen kommen – durch flächendeckende Impfungen, unabhängig vom Alter, könnten die Infektionszahlen gesenkt werden. Auch eventuelle Fehldiganosen Unsicherheiten oder Verdachtsmomente könnten eingedämmt und vermieden werden.

Der von der Stiko empfohlene Impfzeitraum beginnt Anfang Oktober. Auch spätere Impfungen sind möglich, da in der Regel nach 10 bis 14 Tagen ein Schutz besteht. Da in diesem Jahr auch andere Impfungen verstärkt empfohlen werden, darunter beispielsweise die Pneumokokken-Impfung, sollten Patienten über die geforderten Abstände informiert sein. Gerade bei Kindern können Impfreaktionen auftreten, sodass die Kleinen erstmal eine Pause zur Erholung benötigen.

Zu wenig Impfstoff als limitierender Faktor

Beim Thema Grippeimpfstoffe brummt bei einigen Apothekern alleine beim Gedanken an die nächste Bevorratung der Schädel – häufig sind die Vakzine nicht in ausreichender Menge lieferbar, die Auslieferung verzögert sich um einige Wochen oder es gibt Probleme mit der Abrechnung. In diesem Jahr sei zumindest kein Engpass zu erwarten, so Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gegenüber der „Welt am Sonntag“: „Wir haben diesmal zusätzlichen Grippeimpfstoff besorgt. Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen will, sollte und kann das tun.“

Impfen in der Apotheke

Wenn im Herbst womöglich Corona auf Influenza trifft, sollen möglichst viele Menschen gegen die Grippe geimpft sein. Um die zuletzt niedrigen Impfraten zu erhöhen, sollen Grippeschutzimpfungen testweise auch in Apotheken angeboten werden. Die Bundesapothekerkammer (BAK) hat dazu Mitte Juli erste Eckdaten veröffentlicht. Ob auch Impfungen für Personen unter 18 Jahren angeboten werden könnten, ist noch unklar. In einigen anderen Ländern ist das Impfen in Apotheken bereits gang und gäbe. Die Dienstleistung wird dort gut angenommen – der Patient muss nicht extra einen Termin beim Arzt vereinbaren und sich in überfüllte Wartezimmer setzen.

Da das Thema Impfen durch einen Apotheker auch für die Pharmazeuten Neuland ist, muss das Personal vorab ausreichend geschult werden. Diese spezielle Schulung, die aus mehreren Modulen besteht, umfasst insgesamt acht Stunden Schulungszeit in verschiedenen Bereichen: Neben theoretischen Grundlagen zur Influenza wird die Grippeschutzimpfung behandelt. Es folgen Details zur Information und Beratung der Patienten sowie zur Durchführung der Impfung und zu Maßnahmen zur Ersten Hilfe bei Impfreaktionen.

In Nordrhein-Westfalen wird ab Herbst innerhalb eines Modellprojektes in ersten Apotheken gegen Grippe geimpft. Der Apothekerverband hat sich mit der AOK Rheinland/Hamburg auf ein entsprechendes Modellvorhaben geeinigt. In vier Regionen im Kammerbezirk sollen sich Apotheken beteiligen können, sie erhalten einen Nettobetrag von 12,61 Euro pro Impfung. Zusätzlich zur ausgehandelten Pauschale wird der Impfstoff nach Arzneimittelpreisverordnung abgerechnet. Mit dem Honorar werden Impfung, Verbrauchsmaterialien sowie Dokumentation abgegolten, die im Rahmen des Modellprojekts vorgeschrieben ist.

 

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