Rezeptprüfung

Nullretax frisst Zeit und Geld

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Gefühlt zählen die Retaxationen der Krankenkassen zu den ganz großen Geißeln der Apotheker. Der Bundesverband Deutscher Apotheker (BVDA) will dies mit Zahlen belegen und hat von der Fachhochschule Münster eine Umfrage unter Apothekern durchführen lassen. Zwischenfazit der Marktstudie: Allein mit der Vermeidung von Absetzungen verbringt das Personal in Apotheken täglich rund anderthalb Stunden, die „Nullretax“ ist an der Tagesordnung und es wird immer schlimmer.

Ob Vollabsetzungen der Krankenkassen überhaupt rechtens sind, wird derzeit in einem Musterprozess verhandelt. Ein Ergebnis dürfte allerdings noch auf sich warten lassen. Solange scheint die Nullretax für Kassen ein probates Mittel zu sein: Bei 37 Prozent der Absetzungen zahlen die Kassen gar nichts, so das Ergebnis der Befragung. Im Durchschnitt ergibt sich Studienleiter Professor Dr. Ralf Ziegenbein zufolge ein Abschlag in Höhe von rund 60 Prozent.

Die Retaxierungen verursachen in den Apotheken doppelte Kosten, weil die Chefs und Mitarbeiter viel Zeit mit der Selbstkontrolle und Widersprüchen verbringen. Der Befragung zufolge liegt die durchschnittliche Zeit zur Bearbeitung eines beanstandeten Rezeptes bei 24 Minuten. Allein mit der Nachbearbeitung verbringt ein Apothekenteam damit im Schnitt acht Stunden pro Monat. Zur Vermeidung von Retaxationen fällt schon bei der Abgabe jeweils rund eine Minute an, macht in der Summe 1,7 Stunden am Tag.

Als häufigster Grund für die Retaxierung wird von den Apotheken die Nichteinhaltung der Rabattverträge genannt. Es folgen Reimporte, Fehler bei der Packungsgröße, die Abgabe nicht erstattungsfähiger Arznei- oder Hilfsmittel sowie unvollständige Angaben des Arztes auf dem Rezept. Weitere typische Beanstandungen sind der verspätete Eingang des Rezepts beim Rechenzentrum, falsch angebrachte oder nicht akzeptierte Begründungen bei Sonder-PZN, Fehler bei der BTM-Kennzeichnung sowie unleserliche Rezeptdetails.

Zumindest in der Wahrnehmung der Apotheker sehen die Krankenkassen oder von ihnen beauftragte Dienstleister bei der Rezeptkontrolle auch immer genauer hin: Allein in diesem Jahr ist die Retaxierungsquote nach Einschätzung der Apotheker seit 2008 um 24 Prozent gestiegen.

Die FH Münster hat die Befragung von 12. bis 30. September durchgeführt. Je nach Frage haben sich bis zu 190 Apotheken zum Thema Retaxierung geäußert. Die genauen Ergebnisse der Studie will Ziegenbein im Februar vorstellen.

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