Mohren-Apotheken sollen Namen ändern Silvia Meixner, 25.01.2018 15:17 Uhr
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Die Frankfurter Kommunale Ausländer- und Ausländerinnenvertretung (KAV) fordert, dass die „Zeil-Apotheke zum Mohren" ihren Namen ändert. Apotheker Alexander Schwartz erfuhr davon aus der Zeitung.
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Bundesweit gibt es 88 Mohren-Apotheken. Eine Mohren-Apotheke gibt es zum Beispiel auch im brandenburgischen Jüterbog. Foto: Mohren-Apotheke
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In Regensburg gehört der „Mohr“ auch bildlich zur Apotheke – und das schon seit über 500 Jahren. Foto: Helmut Wanner
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Dagegen geht es in Bonn schon neutral zu. Foto: Mohren-Apotheke
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Fast in jeder Stadt gab es eine Mohren-Apotheke, Hotels wurden ‚Zum Mohren‘ benannt, viele Städtewappen zeigten einen Mohren. ‚Mohren‘ war das mittelhochdeutsche Wort für das afrikanische Volk der Mauretanier, aus dem sich im Laufe der Zeit das Wort ‚Mauren‘ entwickelte. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Mohren-Apotheke in Wien zum Beispiel besteht seit dem Jahr 1350. Fragen zur Historie beantwortet die Apothekerin Teresa Marosi gern und sachlich. Foto: Mohrenapotheke Wien
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Die Mohren-Apotheke ist eine der drei ältesten Apotheken Wiens und wurde bereits 1350 gegründet. Foto: Mohrenapotheke Wien
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Maximilian Korwill, Marosis Urgroßvater jüdischer Abstammung, kaufte die Apotheke 1901. Foto: Mohrenapotheke Wien
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Marosi sagt: „Ich kann die Fragen bezüglich der Geschichte nachvollziehen, denn es ist ein heikles Thema.“ Foto: Mohrenapotheke Wien
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Doch nicht jeder Kunde möchte sachlich diskutieren. „Einmal kam ein Mann herein, der sagte, er würde in so einer kolonialen Einrichtung nichts kaufen. Er drehte sich um und ging.“ Foto: Mohrenapotheke Wien
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Die Geschichte der Apotheke und damit auch ihrer Familie hat die Apothekerin mit einer Tafel für alle Kunden und Passanten öffentlich gemacht. Foto: Mohrenapotheke Wien
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Die Apothekerin erklärt: „Als das Unternehmen eröffnet wurde, bestand zur Bezeichnung ’Mohr' ein positiver Bezug." Foto: Mohrenapotheke Wien
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1938 wurde die Apotheke „arisiert“ und ging erst 1955 wieder in Familienbesitz über. Foto: Mohrenapotheke Wien
Berlin - Schock für zwei Frankfurter Apotheker: Gerade mussten sie in der Frankfurter Rundschau (FR) lesen, dass die Kommunale Ausländer- und Ausländerinnenvertretung (KAV) massive Kritik an ihren Unternehmen übt. Sie hat die Stadtverordnetenversammlung aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass rassistische Bezeichnungen und Logos aus dem Stadtbild entfernt werden. Die beiden Mohren-Apotheken zählen aus Sicht des KAV dazu.
Betroffen sind die Eschersheimer Mohren-Apotheke und die Zeil-Apotheke zum Mohren nahe der Konstabler Wache in der Innenstadt. Apotheker Alexander Schwartz, Inhaber der Zeil-Apotheke zum Mohren, sagt: „Mit mir hat von offizieller Seite niemand gesprochen. Meine Apotheke befindet sich in einem denkmalgeschützten Haus. Es wurde im Jahr 1900 erbaut, seitdem steht ‚Zum Mohren‘ an der Aussenfassade. Selbst wenn ich wollte, könnte ich den Schriftzug aus Denkmalschutzgründen nicht entfernen.“
Als er mit seiner Zeil-Apotheke im vergangenen Jahr umzog, kombinierte er die beiden Namen. „Ich habe viele internationale Kunden, noch nie hat jemand sich wegen des Namens beschwert.“ Ganz selten fragten Kunden sachlich nach, die Erklärung leuchte ihnen ein. Auch nach der Geschichte in der FR blieb die Lage ruhig. „Das ist bei uns kein Aufreger.“
„Wenn ich gefunden hätte, dass es sich um ein rassistisch belastetes Haus handelt, wäre ich nicht als Mieter eingezogen“, sagt Schwartz. Er könnte sich zwar vorstellen, „bei großem Widerstand“ den Zusatz „zum Mohren“ auf dem Fassadenschild zu entfernen. Aber lösen würde es das Problem nicht. „Ich glaube nicht, dass der Denkmalschutz sich umstimmen lässt.“ Kurzum: „Ich sehe keinen Handlungsbedarf.“
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