Compliance-Studie

Apotheken-Termine für Herzpatienten

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Berlin -

Kann die intensive Betreuung von Patienten durch Apotheker und Ärzte die Compliance verbessern? Diese Frage wird derzeit in einer Studie untersucht, die von der ABDA finanziert wird. Apotheker Johannis Ntentes aus dem saarländischen Merzig hat gute Erfahrungen mit dem getesteten Beratungsmodul gemacht – inzwischen fragen auch andere Apothekenkunden den Medikationscheck ab. Dagegen sieht der Apotheker Probleme bei der Rekrutierung von Studienteilnehmern.

In der so genannten Pharm-CHF-Studie soll untersucht werden, ob durch eine intensivere Betreuung die Compliance verbessert und Mortalität und Morbidität gesenkt werden können. Die teilnehmenden Patienten erhalten in der Apotheke einmal in der Woche ihre Arzneimittel in einem Blister oder einer Dosette.

Bei diesen Terminen misst ein Apothekenmitarbeiter Blutdruck und Puls, vermerkt das Gewicht und fragt nach möglicherweise aufgetretenen Beschwerden.

Üblicherweise dauere ein solcher Termin fünf bis zehn Minuten, sagt Ntentes. Aufwendiger sei das Stellen der Arzneimitteln: Dafür werde etwa eine halbe Stunde benötigt, hinzu komme die Zeit für die Dokumentation. „Natürlich ist es mit Arbeit verbunden, aber das ist die ureigenste Arbeit des Apothekers: Wechselwirkungen aufdecken und mit Patienten und Ärzten zusammenzuarbeiten“, sagt Ntentes.

Da die Arzneimittelpackungen in der Apotheke verwahrt bleiben, informieren die Mitarbeiter den Arzt, sobald ein neues Rezept benötigt wird. So könne der Patient das Rezept beim nächsten Arztbesuch gleich mitbringen, erklärt Ntentes. Diese Art des Medikationsmanagements komme bei den Patienten sehr gut an. Inzwischen bietet Ntentes diesen Service auch Kunden an, die keine Studienteilnehmer sind und für die Mehrarbeit zahlen.

Bevor die Patienten mit den wöchentlichen Terminen beginnen, macht der Apotheker eine Bestandsaufnahme: Die Probanden sollen ihre gesamte Medikation in der Apotheke abgeben, erklärt Ntentes. Dort würden dann häufig Doppelmedikationen und Wechselwirkungen aufgedeckt – etwa wenn der Patient Arzneimittel aus dem Ausland beziehe oder im Internet einkaufe. In solchen Fällen nimmt der Apotheker Kontakt mit dem Hausarzt auf.

Die Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker erleichtert eine Webseite, die für das Projekt angelegt wurde. „Früher gab es dann viele Telefonate und Faxe“, erzählt Ntentes. Nun könne er Mitteilungen im internen Bereich der Webseite hinterlegen, und der Arzt könne sie bearbeiten, sobald er Zeit habe.

Insgesamt sollen 2060 Patienten ab 65 Jahren mit chronischer Herzinsuffizienz an der Studie teilnehmen, die in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal im Krankenhaus wegen kardialer Dekompensation behandelt wurden. Die Teilnehmer werden von den Ärzten rekrutiert. Über mindestens zwölf und maximal 30 Monate werden sie dann entweder in den Apotheken oder – die Kontrollgruppe – vom Arzt betreut.

Bei der Rekrutierung allerdings sieht Ntentes Probleme: Der Arzt weise ihm nur sehr wenig Patienten zu – bisher habe er lediglich drei Studienteilnehmer betreut, kritisiert der Apotheker. Er macht Vorbehalte unter den Medizinern dafür verantwortlich: Sie könnten sich nicht vorstellen, dass die Apotheke mitarbeiten kann und fürchteten den Wettbewerb.

Die Studienleiter wollen derzeit keine Einschätzung zur Teilnehmerzahl abgeben, da die Rekrutierungsphase noch laufe. „Es liegt in der Natur solcher Studien, dass es manchmal etwas dauert“, kommentiert ein ABDA-Sprecher.

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