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Apothekengründung: Lage, Lage, Lage

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Berlin -

Lage, Lage, Lage – so lautet das Erfolgsrezept auf dem Immobilienmarkt. Aber nicht nur für Hausbesitzer ist der Standort der entscheidende Wertfaktor. Auch der Standort einer Apotheke ist einer der wichtigsten Faktoren, wenn es um die Einschätzung über Erfolg oder Misserfolg einer Unternehmensgründung geht. Das gilt für Apothekenneugründungen ebenso wie für die Übernahme von erfolgreich geführten Apotheken mit festem Kundenstamm.

„Ist die Entscheidung für den Standort einer Apotheke erst einmal getroffen, lässt sich dieser Entschluss meist nur unter großem Investitionsaufwand wieder ändern“, weiß Benjamin Lehnen, Leiter der Praxis- und Apothekenbörse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank). Somit gehört die Auswahl des richtigen Standorts zu den elementarsten Fragen, die sich Apotheker stellen müssen.

Einiges erschließt sich auf den ersten Blick, wie der Zustand der Räume oder die unmittelbare Umgebung. Doch vieles ist weniger offenkundig, wie die wirtschaftlichen und die gesellschaftlichen Strukturen. Wie also findet man die passende Region, die aufstrebende Stadt oder das attraktive Viertel? „Apotheker, die eine Existenz gründen wollen, sollten vorher eine professionelle Standortanalyse in Anspruch nehmen“, rät Lehnen.

So erfahren Niederlassungswillige beispielsweise, wie es um die Wettbewerbssituation am geplanten Standort bestellt ist. Möglich ist auch, die in der Umgebung vorhandene Kaufkraft zu ermitteln. Daraus lässt sich wiederum schließen, ob Potenzial da ist, verstärkt auch Produkte und Arzneimittel außerhalb der GKV abzusetzen. Denn bei einer überdurchschnittlich hohen Kaufkraft ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Kunden das Ergänzungssortiment mehr nachfragen.

Der Standort-Check liefert darüber hinaus Prognosen zur Bevölkerungsstruktur und -entwicklung, Analysen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und damit wesentliche Informationen zu den Erfolgsaussichten für die eigene Apotheke. Konkret geht es dabei um Vor-Ort-Daten wie das Verhältnis von Einwohnern zu Apotheken, die Dichte von Arztpraxen, die Zusammensetzung der Stadtteilbewohner, deren durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen sowie die Beschäftigungsquote, um Lebenshaltungskosten oder Mieten.

Besonders wichtig ist für den Existenzgründer die zukünftige Entwicklung des Standorts, damit die Apotheke auch auf lange Zeit erfolgreich geführt werden kann. „Daher berücksichtigen gute Standortanalysen auch die zukünftige Struktur und Größe einer Bevölkerung, deren Alterungsprozess und den medizinischen Versorgungsbedarf“, sagt Lehnen. Die Ergebnisse sind dann auch der ideale Einstieg für eine Existenzgründungs- und Finanzierungsberatung.

Nach einer kürzlich von der Apobank vorgestellten Analyse liegt das beliebteste Gründungsalter in der Spanne zwischen 30 und 34 Jahren. Vor allem Männer wagen in dieser Lebensphase und mit ersten Jahren Berufserfahrung den Sprung in die Selbstständigkeit: 41 Prozent gründen laut Apobank-Zahlen in diesem Alter erstmals eine Apotheke, weitere 14 Prozent sogar vor ihrem 30. Geburtstag. Insgesamt lag der Altersdurchschnitt der Männer im vergangenen Jahr bei 35,7 Jahren.

Die Existenzgründerinnen sind mit 39,6 Jahren im Durchschnitt etwas älter: 6 Prozent haben unter 30 ihre eigene Apotheke, 22 Prozent zwischen 30 und 34. Doch in der Altersstufe danach liegen die Frauen mit 28 Prozent vor den männlichen Kollegen (18 Prozent). Das gleicht sich in den Jahren danach wieder an, zwischen 45 und 49 Jahren gründen 11 beziehungsweise 10 Prozent der Frauen und Männer eine Apotheke.

Doch in der Folge gibt es in der Apobank-Statistik einen signifikanten Ausreißer: Jenseits der 50 fanden 2016 nur noch 2 Prozent Existenzgründer unter den Männern. Bei den Frauen waren es 15 Prozent. Was hinter diesem Phänomen steht, geht aus den Zahlen nicht hervor. Bei anderen Berufsgruppen sehen die Experten aus Düsseldorf dieses Phänomen nicht. Relativ häufig dürfte es folgende Konstellation geben: Eine Apothekerin hat jahrelang als angestellte Approbierte in einer Apotheke gearbeitet – wegen eigener Kinder möglicherweise sogar in Teilzeit. Irgendwann geht der Chef oder die Chefin in Rente und sucht einen Nachfolger.

„Es mag zunächst verwundern, dass knapp jede siebte Existenzgründerin bei ihrer Niederlassung 50 Jahre oder älter ist“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik der Apobank. „Doch nicht selten sind es langjährige, häufig leitende Mitarbeiterinnen, die mit den Betriebsabläufen bestens vertraut sind und bereits unternehmerische Aufgaben wahrnehmen. Und wenn die Apotheke irgendwann mal zum Verkauf steht, dann bedeutet die Übernahme in vielen Fällen einerseits Existenzsicherung, andererseits aber auch einen beruflichen Karrieresprung. Eine eigene Apotheke ist schließlich eine spannende Herausforderung, die mehr Selbstbestimmung, Flexibilität und Gestaltungsspielraum mit sich bringt.“

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