ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Corona-Bonus auf Rezept

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Berlin -

Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie etwas abzufedern, ist die Bundesregierung in Geberlaune. Zuschüsse und Soforthilfen, ja sogar die Apotheken bekommen einen Groschen für den Botendienst. Bei den 1500 Euro-Boni für die Mitarbeiter verzichtet der Staat dagegen nur auf Steuern und Sozialabgaben. Zahlen sollen die Inhaber – bis jetzt…

Wurden die Apotheker am Anfang noch zu den Gewinnern der Corona-Krise gezählt, weiß inzwischen jeder, dass sie nur nicht zu den tragischsten Verlierern zählen. Das Geschäft ihres Lebens haben die Pharmazeuten in den vergangenen Monaten sicher nicht gemacht. An selbst gemischtem Desinfektionsmittel ist sicher niemand reich geworden und die Maskenglücksritter sind auch an der Offizin vorbei galoppiert.

Viel Arbeit gab es natürlich trotzdem, vor allem in der Hamsterphase. Und jeder Inhaber, jede Chefin würde ihrem Team gerne eine kleine Anerkennung für die geleistete Mehrarbeit gönnen. Aber woher nehmen, wenn nicht bei anderen retaxieren? Und so entstand beim Deutschen Apothekerverband die Idee: Sollen doch die Krankenkassen die Boni zahlen! Geht ja um ihre Versicherten.

Schnell wurde ein Verordnungsentwurf gezimmert. Das Prozedere klingt etwas umständlich, soll aber Ende für eine möglichst große Verteilungsgerechtigkeit sorgen. Auf einer Mjuster-16-Varianten kann ein Arzt aus dem Umfeld der Apotheke für jeden einzelnen Mitarbeiter einen „Corona-Bonus für besondere Leistungen“ verordnen, wenn dort besonders viele Patienten versorgt wurden oder die Praxis mit Desinfektionsmittel beliefert wurde. Das Rezept kann dann bei der Kasse des Bonus-Empfängers eingereicht werden und nach Prüfung werden 1500 Euro an das Mitglied ausgeschüttet. Der Zuschuss ist steuerfrei, allerdings ziehen die Kassen vorher ihrem Beitragssatz ab.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn brauchte etwas länger, um das Ansinnen zu verstehen. „Wie, ihr wollt jetzt doch Boni auf Rezept?!“ Doch schließlich fand er die Idee gut und unterzeichnete die Verordnung. Unterschreiben muss er leider auch jedes einzelne Rezept – und das ist das Problem. Das Ministerium hätte den Aufwand schon irgendwie gestemmt, aber das Bonus-Rezept ist nur gültig, wenn außerdem GKV-Chefin Dr. Doris Pfeiffer ihr Kürzel gesetzt hat. Die Anzahl der bislang unbeanstandet* abgerechneten Corona-Bonus-Rezepte beläuft sich bislang auf: 0.

(*Ein nicht vollständig unterschriebenes Rezept berechtigt die Kasse zur Verrechnung (Retaxation) von 1500 Euro zu Lasten des Leistungserbringer.)

Nein, in Wirklichkeit sind die Apotheker immer noch Inhaber ihres Betriebs und können und müssen selbst entscheiden, ob ein Bonus für die Mitarbeiter drin ist oder eben nicht. Und wo nicht, werden die Mitarbeiter vermutlich auch nicht übertariflich bezahlt und sind trotzdem noch da, weil vielleicht alles andere stimmt. Einer Umfrage zufolge gibt es in etwa jeder vierten Apotheke eine Sonderzulage für die Corona-Strapazen. Bei größeren Verbünden können dabei schon mal fünfstellige Beträge zusammenkommen.

Wenn Sie nicht so genau wissen wohin, lassen Sie sich coachen. Mein Tipp: Wopp. Timo Wopp. Doc Wopp, das hört er nicht gern, „Der Wopptimzer“ noch weniger. Aber er ist ein Profi. Und Sie sind ein Pinguin. Einfach mal drauf einlassen.

Zwei weitere Fälle, bei denen Dritte nur versuchen, der Apotheke Geld zu stehlen: eine Frau zeigt ihren Hintern und die Kassen retaxieren Spiolto. Übertriebene Vorurteile bestehen aus meiner Sicht gegenüber der Initiative Pro Avo. Apora mag nicht der kreativste Name für ein Apothekenportal sein, aber die Beteiligten leben von den aktuellen Strukturen und können nicht über Nacht zum neuen Amazon der Gesundheitsbranche werden. Anschauen. Die Feinde sitzen woanders.

Wobei, manchmal können Feinde auch unerwartet helfen: Ein BMW von DocMorris hat das Gewinnspiel der MAK-Apotheke gerettet. Die Richter haben sich unter anderem mit der Frage befasst, ob Apothekenbesucher nach einem 1000.Euro-Gewinn die chronisch kranken Senioren am HV-Tisch über Gebühr belästigen und sind zu dem Schluss gekommen: Auch in einer Apotheke darf gelacht werden.

Noch zu früh ist es für Witze Schutzmasken, wie ich erfahren musste. Schonen wir die Empfindsamen und bleiben bei diesem Thema ernst. Sprechen wir ganz nüchtern über vollständig neutralisierende Antikörper, die WHO-Warnung vor einer zweiten Welle und dem Unterschied zwischen FFP2- und KN95-Masken. Und wenn Sie zum Schluss noch ein bisschen Aufmunterung vertragen können, gibt es hier ein erbauliches Video: WIR GEGEN CORONA. Und dafür feiern wir euch! Schönes Wochenende!

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