Pachtstreit: Sofortschließung abgewendet Alexander Müller, 23.01.2019 15:25 Uhr
-
Die Witwe des früheren Inhabers ist verstorben, ihr Sohn wollte die Apotheke an den pachtenden Apotheker verkaufen. Doch man findet beim Kaufpreis nicht zueinander. Als das Regierungspräsidium Druck macht, zieht der Inhaber die Notbremse und eröffnet eine neue Apotheke – 80 Meter vom alten Standort entfernt. Foto: Apotheke am Markt Phillipsburg
-
Umzug oder Neugründung? Apotheker Dr. Steffen Hauth hat nach der Pacht einer Apotheke einige Probleme mehr. Foto: Apotheke am Markt Phillipsburg
-
Am 24. Juli eröffnete Hauth die „Apotheke am Markt“, in jenem Ex-Schlecker 80 Meter vom alten Standort entfernt. Foto: Apotheke am Markt Phillipsburg
-
Sein Team hatte er während der Betriebsunterbrechung weiter beschäftigt. „Meine ganze Selbstständigkeit stand auf dem Spiel“, so der Apotheker. Foto: Apotheke am Markt Phillipsburg
-
Doch auch wenn er mit dem neuen Standort sehr zufrieden ist – ausgestanden ist die Sache noch lange nicht. Der früher Verpächter hat den Apotheker verklagt: Dieser habe die Markt-Apotheke und damit den Gegenstand des Pachtvertrags mit der Eröffnung der Apotheke am Markt für sich vereinnahmt. Foto: Apotheke am Markt Phillipsburg
-
Telefon- und Faxnummer nutze er weiterhin, das Personal und die sonstigen geschäftlichen Beziehungen seien ebenfalls übernommen worden. Hinzu kämen die Namensgleichheit und die örtliche Nähe der neuen Apotheke. Als letzten Beleg dafür, dass Hauth sich die Apotheke einfach angeeignet habe, führt Adams Seite ein Schild mit der Botschaft „Wir ziehen um“ an. Foto: Apotheke am Markt Phillipsburg
-
Der Erbe verlangt von Hauth jetzt vor Gericht, die Apotheke am Markt wieder zu schließen und für anderthalb Jahre auch keine Apotheke in der Nachbarschaft des Ärztehauses zu betreiben. Denn damit sei die Pachtsache nicht wie vertraglich vereinbart zurückgegeben. Foto: Apotheke am Markt Phillipsburg
-
Außerdem fordert er Schadenersatz für die Verletzung des Pachtvertrags. Wegen der Neueröffnung seien Kaufinteressenten für die Apotheke abgesprungen, beklagt Adam. Das dürfe wohl eher an den überzogenen Preisvorstellungen des Erben gelegen haben, kontert Hauth. Foto: Apotheke am Markt Phillipsburg
-
Die Apotheke wäre nach seinen Angaben im aktuellen Zustand nicht mehr revisionsfähig gewesen. Geschätzt nicht weniger als 300.000 Euro hätte zusätzlich investieren müssen, für die Einrichtung eines Beratungszimmers und ebenerdiger Toilette, sowie für einen neuen Abzug im Labor und einen Gefahrstoffschrank. Foto: Apotheke am Markt Phillipsburg
-
Kauf oder Pacht? Was ist das Richtige für Existenzgründer? Foto: APOTHEKE ADHOC
-
Zuletzt hatte der Kammerbezirk Westfalen-Lippe Zahlen für 2014 vorgelegt. Grafik: APOTHEKE ADHOC
-
Demnach war die Zahl der Pachtapotheken und der Apothekenpächter seit 2007 zurückgegangen. Grafik: APOTHEKE ADHOC
-
Frauen gründen laut einer Apobank-Studie immer öfter auch Filialen. Grafik: Apobank
-
Frauen gründen auch immer häufiger. Grafik: Apobank
-
Dabei nehmen sie immer mehr Geld in die Hand. Grafik: Apobank
-
Das wird offenbar vor allem in kleinere Apotheken gesteckt. Grafik: Apobank
-
Auch Expansion wird bei den Apothekerinnen immer beliebter. Grafik: Apobank
-
Dafür gründen Frauen später als ihre männlichen Kollegen. Grafik: Apobank
-
Etwas eher dran sind da die Ostdeutschen Apothekerinnen. Grafik: Apobank
-
Apotheken sind laut einer aktuellen Apobank-Statistik immer günstiger zu haben. Grafik: Apobank
-
Zwei Drittel der Übernahmen lagen unter dem PReisdurchschnitt. Grafik: Apobank
-
An beiden Rändern hat die Apobank Zugewinne beobachtet. Grafik: Apobank
-
Die Gesamtinvestitionen der Apotheker sind gleichwohl gestiegen. Grafik: Apobank
-
Übernahmen als Filialapotheken kommen seltener vor. Grafik: Apobank
-
Wenn Apotheken Verbünde übernehmen, sind diese größer als vor zwei Jahren. Grafik: Apobank
-
Entsprechend sind die Gesamtinvestitionen gestiegen. Grafik: Apobank
-
Die meisten von der Apobank betreuten Übernahmen ereigneten sich in Mittelstädten. Grafik: Apobank
-
Vor allem Landapotheken waren 2017 billig zu haben. Grafik: Apobank
-
2017 gab es hohe Übernahmepreise für Apotheken in Ostdeutschland. Grafik: Apobank
-
Spät Entschlossene: Frauen über 50 gründen deutlich häufiger ihre erste eigene Apotheke als ihre männlichen Kollegen. Graik: Apobank
-
Die meisten Gründer sind zwischen 30 und 34 Jahren alt. Grafik: Apobank
-
Frauen werden als Gründer immer wichtiger. Grafik: Apobank
-
Bei den Filialgründern liegen Männer deutlich vorn. Grafik: Apobank
-
Frauen zahlen geringere Kaufpreise als Männer. Grafik: Apobank
-
Allerdings gleichen sich die Werte an. Grafik: Apobank
-
Investition in Expansion: Der Anteil der Übernahmen von Apotheken als Filialen wächst. Grafik: Apobank
-
Gleichzeitig steigt der Preis, den Apotheker für eine Filiale auf den Tisch legen. Grafik: Apobank
-
Dagegen ist der durchschnittliche Kaufpreis für Einzel- oder Hauptapotheken leicht gesunken – und liegt sogar unter dem von Filialen. Grafik: Apobank
Berlin - Noch ist die Sache nicht ausgestanden, aber ein bisschen aufatmen kann Apotheker Dr. Steffen Hauth wohl schon. Eine sofortige Zwangsschließung seiner Apotheke am Markt ist erst einmal vom Tisch. Nach einem ersten Treffen vor Gericht soll er versuchen, sich mit seinem Ex-Verpächter zu einigen. Allerdings liegen die Parteien in ihren Vorstellungen noch rund 780.000 Euro auseinander.
Nach dem Tod seiner Verpächterin im Mai 2017 hatte Hauth mit dem Erben über einen Kauf der Apotheke verhandelt. Doch die Vorstellungen lagen zu weit auseinander. Anfang März 2018 schrieb dann das Regierungspräsidium an Apotheker Hauth, dass die Statusänderung von Pacht und Eigentum bis spätestens Mitte April vorliegen müsse, weil die Apotheke sonst zum 1. Juni schließen müsse. Da er nach eigenen Angaben zu diesem Zeitpunkt weder Kauf- noch Mietvertrag vorliegen hatte, schloss er die Apotheke und einige Wochen später die Apotheke am Markt, 80 Meter vom alten Standort entfernt.
Deshalb wurde er vom Erben verklagt, der dem Apotheker vorwirft, den Pachtgegenstand unterschlagen zu haben. Hauth beruft sich auf seine Niederlassungsfreiheit, der Pachtvertrag habe zudem kein Wettbewerbsverbot vorgesehen. Dass er die Kundendaten nicht wie gefordert herausgeben dürfe, liege aus datenschutzrechtlichen Gründen auf der Hand.
Der Erbe der Pächterin verlangte eine sofortige Schließung der Apotheke und ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot für die Dauer von anderthalb Jahren sowie Schadenersatz. Hauth begegnete dem mit einer Widerklage, da er jahrelang zu viel Miete gezahlt habe. Gestern traf man sich vor dem Landgericht Karlsruhe zu einem ersten Gütetermin. Die Schließung der Apotheke war dem Vernehmen nach schnell vom Tisch, nach Einlassung der Richterin soll die Erbenseite von der Forderung abgerückt sein. Aber an der Stelle endete die Einigung auch, es kam bislang zu keinem Vergleich.
Der Erbe fordert nach wie vor einen Betrag von etwa 800.000 Euro als eine Art Entschädigung. Apotheker Hauth sieht sich dagegen im Recht und nicht ein, warum er noch zahlen soll. Er wäre seinerseits bereit, auf die Rückforderung der mutmaßlich zu viel gezahlten Miete in Höhe von 18.450 Euro zu verzichten. Die Richterin legte den Parteien nahe, sich noch einmal an den Verhandlungstisch zu setzen. Ende Februar soll dann entschieden werden, ob die Sache vor Gericht verhandelt werden muss, weil die Güteverhandlung gescheitert ist.
- 1
- 2
Lesen Sie auch
-
Ärger um Pachtvertrag Hat der Apotheker die Apotheke geklaut? »
-
Selbstständigkeit Pacht: Alternative zu Apothekengründung? »
-
Wer will nach Treuchtlingen?
Nach Tod des Apothekers: Nachfolger gesucht » -
Unterschlagung Arzneimittel weg, ehemaliger Pächter angeklagt »
-
Pacht-Streit Wo sind die fehlenden Medikamente? »
Neuere Artikel zum Thema
-
Zoff um St. Lukas-Apotheke Zwangsräumung: BGH lässt Apotheker abblitzen »
-
Gegendarstellung Leipziger Apotheker wehrt sich gegen Zwangsräumung »
-
Kundin von Apothekenschließung überrumpelt Zwangsräumung: Warum kommt der Bote nicht? »
-
Schwarzwald-Apotheke in Stuttgart muss schließen „Unseren Totengräber erreichen Sie beim Regierungspräsidium“ »
- Betäubungsmittel BtM-Vernichtung: Sicher und unwiderruflich »
- Arzneimittelnotstand ausgerufen Nach Schließung: Amt will Apotheker anstellen »
- Vakuum bei Apothekenkontrolle Grenzapotheken: Mit Siegel vom deutschen Amtsapotheker »
Mehr aus Ressort
- ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick Bon nur mit Unterschrift gültig »
- Todesspritze für Ehemann Mordversuch mit Insulin – Polizistinnen verurteilt »
- So sollen Heilberufler kommunizieren Arzt und Apotheke: Gematik will Fax ersetzen »
APOTHEKE ADHOC Debatte