Eilantrag abgelehnt: „Hygienisch untragbare Zustände“ Tobias Lau, 21.11.2019 14:59 Uhr
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Gefahr für die Öffentlichkeit? Das Verwaltungsgericht Augsburg hat die Schließung der St.Martins-Apotheke angeordnet. Von den dort produzierten Nahrungsergänzungsmitteln gehe eine Gefahr für die Allgemeinheit aus. Foto: Bernhard Weizenegger
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Konkret geht es um zwei Nahrungsergänzungsmittel, die Lyhs vertrieben hat. Foto: Landratsamt Günzburg
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Die enthalten Procain und Roten Reisschalenextrakt – beides verschreibungspflichtig. Außerdem hatte er die Mittel in seinem privatkeller hergestellt. Foto: Landratsamt Günzburg
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Die Staatsanwaltschaft Memmingen ermittelt deshalb wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz gegen ihn. Im Sommer durchsuchte die Polizei Apotheke und Privathaus von Lyhs. Foto: Landratsamt Günzburg
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Anfang September hatten die Beamten einen Aushang ins Schaufenster von Inhaber Dr. Martin Lyhs gehängt, mit dem sie die Kunden warnen. Foto: Landratsamt Günzburg
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Ebenfalls wegen Fehlern in der Rezeptur – in einem ungleich dramatischeren Fall – wurde die Apotheken von Inhaber Till Fuxius in Köln. Mittlerweile durften sie aber wieder öffnen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Zwei Mitarbeiter aus der betroffenen Kölner Heilig-Geist-Apotheke werden derzeit wegen fahrlässiger Tötung verdächtigt. Sie streiten die Vorwürfe ab. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Kölner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Glukosemischung durch ein Versehen mit Lidocainhydrochlorid verunreinigt wurde. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Nach den zwei Todesfällen durch eine vergiftete Glukosemischung hatten die Behörden die sofortige Schließung von drei Apotheken in Köln angeordnet. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Eine Mitteilung an der Tür klärt über den Sachtverhalt auf. Es wurden die Hauptapotheke und zwei Filialen von Inhaber Till Fuxius geschlossen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Heilig-Geist-Apotheke befindet sich neben dem Heilig-Geist-Gesundheitszentrum. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Das Krankenhaus distanziert sich von dem Vorfall: Die Apotheke sei eigenständig und gehöre nicht zur Klinik. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Geschlossen wurde auch die Contzen-Apotheke im Stadtteil Bilderstöckchen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Schließung gilt für unbestimmte Zeit. Die Stadt will erst die Ermittlungsergebnisse abwarten. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Maßnahme diene dem vorbeugenden Schutz der Bürger, heißt es in einer Stellungnahme der Bezirksregierung. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Auch die Apotheke am Bilderstöckchen ist geschlossen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Entscheidung des NRW-Gesundheitsministeriums, die drei Apotheken in Köln zu schließen, bleibt weiterhin umstritten. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Fuxius will die Wiedereröffnung seiner Betriebe auf juristischem Weg erreichen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - Jetzt ist es offiziell: Die St.Martins-Apotheke in Jettingen-Scheppach muss schließen. Das Verwaltungsgericht Augsburg hat den Eilantrag von Inhaber Dr. Martin Lyhs gegen den Widerruf seiner Betriebserlaubnis abgelehnt. Vor dem Hintergrund der persönlichen Unzuverlässigkeit werde der Entzug der Betriebserlaubnis aller Voraussicht nach rechtmäßig sein, so das Gericht: Aufgrund „hygienisch untragbarer Zustände“ gehe vom weiteren Betrieb der Apotheke eine Gefahr für die Gesundheit ihrer Kunden aus.
Der Vorwurf gravierender Hygienemängel bezieht sich dabei allerdings nicht einmal auf die Apotheke selbst. Denn im Sommer hatte die Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nicht nur den Betrieb durchsucht, sondern auch das Privathaus von Lyhs. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz (AMG), weil er Produkte als Nahrungsergänzungsmittel deklariert, hergestellt und vertrieben hat, die laut Arzneimittelrecht verschreibungspflichtig sind. Dabei geht es konkret um zwei von Lyhs hergestellte Mittel, von denen eines Procain und das andere Roten Reisextrakt enthält.
Die Nahrungsergänzungsmittel hatte er offensichtlich im Keller seines Privathauses hergestellt – „obwohl er dies bis zuletzt bestritt“, wie das Gericht anmerkt. Schon die Herstellung im heimischen Keller ist ein Verstoß gegen die gesetzlichen Vorschriften. Doch noch schwerer wogen die Umstände, unter denen er produzierte: Das Gericht spricht von Staub, Schmutz und beißendem Geruch. Bei der Durchsuchung seien unter anderem eine Kapselfüllmaschine, ein Kompressor, eine Waage, ein Stößel, ein Sieb, Dunstabzüge sowie Gelatine-Leerkapseln und Ausgangs- und Rohstoffe in großem Umfang vorgefunden worden. Außerdem lagen einzelne Kapseln auf dem Boden verstreut, andere auf einer Werkbank. Selbst hergestellte und mit aktuellem Datum etikettierte Arzneimittel wurden ebenfalls sichergestellt.
Doch nicht nur die Herstellungsbedingungen seien unzulässig gewesen, auch der Inhalt der Präparate sei nicht akzeptabel. Statt Nahrungsergänzungsmitteln habe Lyhs bedenkliche Arzneimittel auf den Markt gebracht: Dem Untersuchungsbefund des LGL zufolge haben die Mittel nämlich den Blutfettsenker Lovastatin enthalten, ohne dass er als wirksamer Bestandteil deklariert war. Die Einnahme sei deshalb mit Gesundheitsrisiken verbunden gewesen.
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