Schneiden, Brechen, Beißen

Tabletten sollten nicht immer zerteilt werden

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Berlin -

Sind die Kopfschmerzen nicht ganz so stark, neigen viele Patienten dazu, nur eine halbe Tablette zu nehmen. Bei vielen OTC-Produkten wie Ibuprofen & Co. ist dies möglich. Bei retardierten Darreichungsformen sieht das mitunter ganz anders aus – eine halbe Retardtablette ist mitunter in der Wirkstofffreisetzung beschädigt. Das nicht akkurate Teilen ist ebenfalls bei Wirkstoffen mit geringer therapeutischer Breite ein Problem. Liegt Ibuprofen noch im 400 bis 800 mg Bereich, so enthalten Schilddrüsentabletten oftmals nur wenige Mikrogramm.

2018 wurden rund 88 Millionen Packungen nicht teilbarer fester Arzneiformen zulasten der Kassen abgegeben. Ein gleichmäßiges Teilen ist fast unmöglich. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Patienten nach einem Tablettenteiler für eigentlich unteilbare Pillen fragen. Ob ein Präparat teilbar ist, lässt sich der Gebrauchsinformation entnehmen. Der Patient sollte sich, um Dosierungsfehler zu vermeiden, an die Vorgaben halten. Selbst wenn die Tablette einen Schlitz besitzt, ist das kein Garant für ein mögliches Halbieren. „Eine Bruchkante alleine heißt nicht, dass das Zerbrechen oder Zerschneiden erlaubt ist. Wenn im Beipackzettel nicht ausdrücklich steht, dass eine Tablette geteilt werden darf, sollten Patienten vorher beim Apotheker nachfragen“, betont der Vizepräsident der Bundesapothekerkammer Thomas Benkert.

Brechen erlaubt

Kann die Gebrauchsinformation nicht eingesehen werden, so gibt die Gelbe Liste Identa Aufschluss über eine mögliche Teilbarkeit. Neben Farbe, Form und Größe gibt die Plattform auch Aufschluss über die Art der Kerbe. Als Beispiel: Ibuprofen 800 mg von Abz besitzt eine Bruchkerbe, die Tablette ist in zwei Teile teilbar und darüber hinaus mörser- und suspendierbar. Das Produkt von Zentiva Ibuflam 800 Retardtablette kann zwar geteilt werden, ist jedoch nicht geeignet zur Zerkleinerung. Bei einigen Produkten werden nur Angaben zur Teilbarkeit gemacht. So auch beim Ibuprofen von betapharm – hier bleibt die Frage nach Fähigkeit zum Mörsern und Suspendieren offen.

Besondere Tabletten und Kapseln

Ein und derselbe Wirkstoff kann in unterschiedlichen galensichen Formulierungen am Markt sein. Ein bekanntes Beispiel ist Venlafaxin. Bei dem selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer sind normale und auch teilbare Tabletten am Markt. Darüber hinaus gibt es Kapseln, die mit einer bestimmten Anzahl an Mini-Filmtabletten gefüllt sind. Die einzelnen Tabletten innerhalb der Kapsel enthalten eine definierte Menge Wirkstoff. Zuletzt gerieten diese Darreichungsformen bei dem anhaltenden Venlafaxin-Engpass in die Schlagzeilen. Patienten wurden aufgefordert ihre Kapseln zu öffnen und eigenhändig zu dosieren. Einige Kapseln enthalten auch kleine Kügelchen in Form eines Granulates. Ist jede einzelne Kugel mit einem magensaftresistenten Überzug versehen, so spricht man von Mikropellets. Hexal bietet Kapseln mit Granulat an, hier kann der Wirkstoff sondengängig gemacht werden. Die benötigte Sondengröße wird direkt mit angegeben.

Was bricht wie?

Unterschiedliche Tablettenformen können auf unterschiedliche Art und Weise am besten geteilt werden. Steht kein Tablettenteiler zu Verfügung, so reicht es aus, die Medikamente per Hand zu zerbrechen.

  • Bruchkerbe bei flacher Tablette: Tablette wird auf eine glatte Oberfläche gelegt – Bruchkerbe zeigt nach unten. Mit dem Zeigefinger auf die Seite ohne Kerbe drücken.
  • Bruchkerbe bei gewölbter Tablette: Tablette wird auf eine glatte Oberfläche gelegt – Bruchkerbe zeigt nach oben. Mit dem Zeigefinger langsam, mit stetig höher werdendem Druck, auf die Seite ohne Kerbe drücken.
  • Kleine Bruchkerbe: Hier gelingt die Teilung am besten in der Hand: Die Tablette zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und teilen.

Tablettenteiler

Im Handel sind unterschiedliche Tablettenteiler verfügbar. Die Gemeinsamkeit: Alle besitzen ein fest installiertes Messer, einige funktionieren nach dem Prinzip der Guillotine, indem das Oberteil nach unten gedrückt wird. Andere werden zusammengeschoben. Einspannvorrichtungen ermöglichen auch ein exaktes Teilen von kleinen Tabletten. Die Vorrichtung sieht aus wie ein „V“ mit kleinen Rillen, so kann die Tablette nicht verrutschen. Einige Tablettenteiler, haben eine integrierte Aufbewahrungsbox für die Hälfte der Tablette, die erst zu einem anderen Zeitpunkt eingenommen wird. Klappt man den Teiler zusammen, liegt die eine Hälfte frei und die andere befindet sich unter dem Deckel.

Teilen mit Küchenmesser & Co.

Das Teilen mit einem Messer ist umstritten – egal ob dafür ein scharfes Tomatenmesser oder eine neue Klinge eines Cuttermessers genommen wird. Einige empfehlen sogar eher ein nicht zu scharfes Messer, dass an beiden Enden angefasst und mit gleichmäßigem Druck durch die Tablette bewegt werden kann. Ein Wegspringen oder Zerbröseln der Tablette ist wahrscheinlich, sodass es zum Wirkstoffverlust kommen kann. Um keinen Teil zu verlieren, kann ein Küchentuch untergelegt werden. Zudem birgt das Messer ein gewisses Verletzungspotenzial.

 

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