Fernunterricht

PTA unterrichtet via Chat

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Berlin -

Maria Schauer war selbst Schülerin der Ludwig Fresenius Schule in Erfurt. Neben dem PTA-Beruf können hier noch andere Fachrichtungen erlernt werden. Seit wenigen Wochen ist die Schule nun geschlossen, die Schüler werden von zu Hause aus unterrichtet. Schauer ist für die praktischen Teile der Fächer Galenik und Drogenkunde zuständig – gerade diese beiden Fächer stellen die PTA vor besondere Herausforderungen.

„Jeder Tag ist aktuell spannend“

Schauer ist selbst noch nicht allzu lange aus der Ausbildung raus und kann sich noch gut an die zwei Jahre an der PTA-Schule erinnern: „Ich war selbst Schülerin der Fresenius Schule – als nun vor einigen Monaten das Angebot kam, als Lehrkraft zu arbeiten, habe ich mich sehr darüber gefreut.“ Anfang des Jahres hatte noch keiner damit gerechnet, dass wenige Wochen später der gesamte Unterricht per Fernlehre organisiert werden muss. „Jetzt müssen wir alles neu strukturieren und planen. Wir suchen immer noch nach angemessenen und geeigneten Möglichkeiten, den Schülern das Lehrmaterial zu Verfügung zu stellen,“ erzählt die PTA. Aktuell startet sie jeden Tag mit viel Motivation, in dieser Phase arbeite sie selber noch stets an der Tagesplanung und der Prozessoptimierung, erzählt sie. „Generell finde ich die Situation mit dem Homeoffice total spannend.“

PTA sind überraschend diszipliniert

Einen groben Leitfaden gibt es natürlich. So steht beispielsweise der generelle Lehrplan fest. Die Lehrinhalte seien weitestgehend gleichgeblieben, nur die Art der Wissensvermittlung sei neu. „Wir arbeiten mit einem Intranet. Hier melden die Schüler sich an und können das hochgeladene Lehrmaterial durchgehen. Es können auch per Chat Fragen gestellt werden.“ Jeden Tag stellt Schauer neues Material für ihre Schüler zusammen. Sie lobt sie: „Ich muss sagen, die PTA-Schüler sind wirklich alle sehr motiviert und strukturiert. Insbesondere die Prüfungsklasse war ab Tag 1 mit vollem Einsatz dabei und hat nach Material gefragt.“ Die freie Zeiteinteilung werde bislang von den angehenden PTA gut genutzt. Dies sei nicht selbstverständlich, immerhin müssten sich auch die Schüler erst einmal an die Situation gewöhnen.

Perfektion nicht angestrebt

Schauer ist sich bewusst, dass viele Sachen, wie sie gerade beim eLearning praktiziert werden, noch verbesserungswürdig sind. „Ich versuche den Schülern klar zu machen, dass es gerade nicht um die optimale Lernmethode geht, sondern darum am Ball zu bleiben,“ erklärt sie. Gerade in den praktischen Übungen würde es gar nicht anders gehen, hier könnte man sich nur an alternativen Lehrmethoden bedienen. „Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Schülern die praktischen Übungen so gut es geht ins Theoretische zu übertragen. Dennoch: Eine Salbe selber zu rühren bleibt was anderes, als darüber zu lesen.“ Schauer spricht aus eigener Erfahrung: Sie weiß, dass auch während der regulären Ausbildung mit praktischen Übungen im Labor manche Dinge sehr kurz kommen. In der aktuellen Situation muss sie kreativ werden: „Ich habe sogar überlegt, ob ich mit Kamera ins Labor gehe und Videos für die Schüler mache, vielleicht als Live-Stream, sodass sie parallel Fragen stellen können. Aber das ist momentan noch eine reine Idee.“

Inhalte reduzieren

Schauer versucht, manche Lehrinhalte an die aktuelle Corona-Krise anzupassen. „Manche Sachen habe ich bereits geändert, um den Schülern das Lernen zu erleichtern. Das Herbarium, welches jeder Schüler anfertigen muss, muss normalerweise über 30 Drogen enthalten. Ich habe die Anzahl jetzt zumindest auf 18 runtergesetzt.“ Hierdurch will die PTA auch verhindern, dass die Schüler auf die Suche gehen und unnötige Dinge draußen verrichten. Da die Schüler bereits länger sammeln, sollten laut Schauer die meisten bereits die neue geforderte Anzahl an getrockneten Heilpflanzen zu Hause haben. Ansonsten hat sie sich für das Fach Drogenkunde weitere mögliche Lehrinhalte überlegt: „Ich versuche den Schülern Aufgaben zu stellen, die ihr bereits vorhandenes Wissen auch vertiefen können. Beispielsweise sollen sie mir mögliche Teemischungen für bestimmte Indikationen nennen.“

Austausch und Anpassung

„Wir Lehrkräfte stehen in gutem Austausch miteinander, und auch mit meinen Schülern kann sehr flexibel kommunizieren“, so Schauer. Alle Kollegen würden sich aktuell regelmäßig abstimmen, wie der weitere Lehrinhalt gestaltet werden soll. „Was den Prüfungsinhalt angeht, sind wir relativ frei in den praktischen Fächern. Sollten die Prüfungstermine tatsächlich stattfinden, so könnte man zur Not den Inhalt der Prüfungen anpassen.“ Das könnte bedeuten, dass einzelne Darreichungsformen aus der Galenikprüfung ausgenommen werden können. Wenn beispielsweise keine Augentropfen während der Praktika geübt werden konnten, könnte diese Darreichungsform aus der Prüfung ausgenommen werden. In anderen Fächern wie Arzneimittelkunde ist der Lehrplan strikter und muss weitestgehend vollständig eingehalten werden: „Hier gibt es einen festen Wochenlehrplan und auch abschließende Tests. Bei meinen praxisbezogenen Fächern gibt es keine direkte Leistungskontrolle.“

Prüfungen verschieben

Aktuell steht auch die Frage im Raum, ob es sinnvoller wäre, die Prüfungen zu verschieben. „Die Prüfungen nicht zu verschieben, halte ich für fragwürdig. Die praktische Übung, insbesondere in Galenik, fehlt nun mal“, gibt Schauer zu bedenken. „Wenn die Prüfungstermine eingehalten werden, kann man denke ich aktuell nicht ausschließen, dass die Qualität der Ausbildung darunter leidet.“ Die Stunden im Labor fehlen. Da Drogenkunde in der Apotheke meist einen geringen Stellenwert hat, sieht Schauer mehr Probleme bei den versäumten Galenikstunden. Arzneimittel würden noch häufig in der Apotheke rezepturmäßig hergestellt werden

Angst vor Prüfungen

„Viele Schüler haben ganz große Angst vor den Prüfungen – noch mehr als vorher, das ist ja auch verständlich.“ Schauer nimmt die Angst ihrer Schüler ernst und versucht, immer ein offenes Ohr zu haben: „Ich versuche ihnen diese Angst zu nehmen und berichte von meinen eigenen Erfahrungen. Es ist okay, eine Prüfung nicht zu schaffen und in den zweiten Versuch zu gehen. Zehn Prüfungen in weniger als drei Wochen, das ist ein hartes Pensum.“

Routine ist wichtig

Die ersten Tage im Homeoffice musste Schauer sich erst einmal einrichten. Sie selbst ist Mutter und muss nun Job und Kind unter einen Hut bringen. An sich kein Problem für die junge Mutter, doch ein funktionierender Tagesablauf muss erst einmal geschaffen werden. Nach dem Motto „Try and Error“ hat sie für sich selbst einen Ablauf erarbeitet. „Meistens lade ich neues Lehrmaterial gegen Mittag hoch. Die meisten Schüler fangen auch dann aktiv an, die Aufgaben durchzugehen. Viele schlafen ja nun mal doch gerne aus, wenn schon kein Unterricht ist.“ Ihren Kollegen geht es ähnlich, auf die neue Situation mussten sich alle gleichermaßen einstellen. „Ich und auch andere Lehrkräfte mussten erstmal unseren Tag strukturieren. Hierbei ist mir Routine wichtig, so stehe ich beispielsweise jeden Tag um sieben auf und setze mich nach dem Frühstück mit meinem Laptop hin und erarbeite den tagesaktuellen Lehrstoff.“

Lehrangebot ist Schulsache

Der Umfang des ausgegebenen Materials richtet sich je nach Berufsschule. Der Lernaufwand soll ungefähr zwischen sechs bis zehn Wochenstunden liegen. Die Klassenlehrer sollen die jeweiligen Berufsschüler ausreichend mit Lernmaterial versorgen. Das Lernen von zu Hause aus soll den kontinuierlichen Lernprozess sicherstellen. Darüber hinaus solle den Schülern so gut es gehe ermöglicht werden, sich auf die anstehenden Abschlussprüfungen vorzubereiten, heißt es in den Vorgaben vieler Landesapothekerkammern. Am Ende scheint das eLearning tatsächlich sehr individuell zu sein. Theoretische Fächer könnten leichter gelernt werden als praxisbezogene. Am Ende, sagt Schauer, sei es auch für die Lehrer ein Lernprozess, der dynamisch verläuft und kontinuierlich angepasst werden muss.

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