PKA-Ausbildung

„Ich musste bei Null anfangen“

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Berlin -

Rechnungswesen sehr gut, Botanik und Pharmakognosie sehr gut, Chemie und Physik sehr gut, Ernährungskunde sehr gut: Auch der Rest des Abschlusszeugnisses von Lisa Offner birgt keine negativen Überraschungen. Der frischgebackenen PKA der Apotheke Krems im österreichischen Voitsberg ist es tatsächlich gelungen, in allen Fächern ihrer Ausbildung Bestnoten zu erreichen, obwohl sie in der Oberstufe keine naturwissenschaftlichen Fächer belegt hatte.

Etwas überrascht sei sie über ihre Bestnoten schon gewesen, sagt Offner. Sie habe sich aber riesig gefreut. „Es ist schön, wenn man für seine Leistung und Mühe belohnt wird.“ Dabei wusste die junge Frau noch vor wenigen Jahren gar nicht, dass es so einen Beruf überhaupt gibt. „Ich dachte immer, in Apotheken arbeiten eben Apotheker“, sagt sie. Nach ihrer Matura – dem österreichischen Abitur - an einem Gymnasium mit kaufmännischen Schwerpunkt hat sich die junge Frau überlegt, ob sie ein Studium anfängt oder doch eine Ausbildung absolviert. „Ich wusste nicht genau, was ich machen wollte“, erzählt sie. „Ich wollte nur auf keinen Fall jeden Tag dasselbe machen.“ Ein Bürojob sei daher nicht in Frage gekommen.

Zu ihrem Beruf ist Offner durch puren Zufall gekommen. Auf Facebook wurde die Werbung der Krems-Apotheke eingeblendet, die sich auf der Suche nach Auszubildenden befand. „Ich habe vorher nie davon gehört, dass man in einer Apotheke eine Lehre machen kann“, erzählt die junge Frau. Sie suchte im Internet nach Informationen und absolvierte mehrere Schnuppertage in Apotheken. Nach einem Praktikum in den Ferien – schon damals in der Apotheke Krems – entschied sich die Abiturientin endgültig für den Beruf der PKA.

PKA in Österreich ist wie in Deutschland ein Ausbildungsberuf und zählt nach Angaben des Österreichischen Apothekerverbandes zu den beliebtesten acht Lehrberufen im Alpenland. Seit 1994 gibt es sie. Entstanden ist das Berufsbild aus dem der Apothekenhelfer, die seit 1999 nicht mehr ausgebildet werden und deren Anzahl seitdem abnimmt. In der Regel dauert die Ausbildung drei Jahre. Für Maturanten verkürzt sie sich auf zwei Jahre. In dieser Zeit arbeiten die Azubis in einer Apotheke und erhalten dort das praktische Know-how für den Beruf. Außerdem besuchen sie die Berufsschule, wo sie sich den theoretischen Background aneignen.

Im Gegensatz zu Deutschland wird im Alpenland nicht zwischen PKA und PTA unterschieden. Zwar sind PKA auch in Österreich für den kaufmännischen Bereich verantwortlich, können ihre Aufgaben aber noch weiter fächern. Verkauf und Beratung zählen hier eindeutig dazu. Sie unterstützen etwa die Apotheker bei der Abgabe von apothekenpflichtigen Arzneimitteln und beraten eigenverantwortlich bei Themen wie Phytotherapie, Kosmetik, Verbandstoffen oder Diätetik. Das spiegelt sich auch in der Berufsschule wider: Von Botanik über Chemie und Physik, Warenwirtschaft, Rechnungslegung, Gesundheits- und Ernährungslehre bis zum Verkaufstraining reicht der Fächerkanon in der Ausbildung. Für ausgebildete PKA gibt es im pharmazeutischen Bereich zudem ein großes Angebot an Weiter- und Fortbildungen.

Die Ausbildung gilt auch in Österreich als anspruchsvoll. Dennoch hat sich Offner sie etwas einfacher vorgestellt. Damals hat sie jedoch nicht berücksichtigt, dass sie dafür auch fundierte Kenntnisse in Naturwissenschaften braucht. Bei ihrem kaufmännischen Abitur standen Naturwissenschaften jedoch nicht auf dem Programm. „Ich musste quasi bei Null anfangen“, berichtet sie. „Aber wenn man sich für etwas interessiert, dann kriegt man das schon hin.“ Besonders spannend fand die junge Frau die Arzneimittelkunde sowie Botanik. Aber auch an der Ernährungslehre habe sie sehr viel Spaß gehabt, berichtet sie.

Umso beeindruckter zeigt sich ihre Chefin Alexandra Fuchsbichler von der Leistung ihrer Auszubildenden. „Ich habe sie als sehr zuverlässig, ordentlich und gewissenhaft kennengelernt“, berichtet die Apothekerin. „Alles, was sie macht, macht sie zu 100 Prozent.“ Obwohl sie wusste, dass Offner in den letzten Schuljahren keinerlei naturwissenschaftliche Fächer belegt hatte, glaubte sie an die junge Frau. „Wissen kann man sich aneignen, wenn man es will“, sagt Fuchsbichler.

Die 24-Jährige ist dankbar für das Vertrauen ihrer Chefin und möchte ein paar Jahre der Apotheke Krems erhalten bleiben und weiter lernen. Die Themenvielfalt in dem Beruf sei so groß, dass man nie auslernt, beschreibt sie die Vorzüge ihres frisch erlernten Berufs. „Es sind schon einige Schulungen und Fortbildung geplant“, sagt sie. Doch irgendwann einmal kann sie sich auch vorstellen, ein Pharmaziestudium zu beginnen. „Das steht auf jeden Fall zur Debatte“, sagt sie. „Zunächst will ich aber vier bis fünf Jahre arbeiten und mein Wissen ausweiten und festigen.“ Ihre Chefin traut ihr das Studium jedenfalls zu.

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