Weniger Konzentration

Hitze: Unfallgefahr am Arbeitsplatz steigt

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Berlin -

In der Apotheke kann es, je nach Aufbau der Offizin, auch trotz Klimaanlage an warmen Tagen zu sehr heißen Innenraumtemperaturen kommen. Ob nun der Beratungsraum, einzelne Backoffice-Bereiche oder der Pausenraum – nicht alle Bereiche der Apotheke sind auf eine angenehme Temperatur reguliert. Das Problem: Mit steigenden Temperaturen steigt auch das Unfall- und Fehlerrisiko, denn die Konzentration sinkt.

Um das Arbeiten im Sommer sicher zu ermöglichen, gibt es Vorschriften. Die Arbeitsstättenverordnung schreibt beispielsweise vor, dass Arbeitsräume gesundheitlich zuträgliche Raumtemperaturen und den Schutz gegen übermäßige Sonneneinstrahlung bieten sollten. Definierte Höchsttemperaturen werden nicht genannt. Die Arbeitsstättenregel konkretisiert diesen fehlenden Punkt: Die Lufttemperatur in Arbeits- und Sozialräumen soll 26 °C nicht überschreiten.

Arbeitnehmer:innen haben, anders als Schüler:innen, jedoch kein Recht auf Hitzefrei. Übersteigt die Raumtemperatur die empfohlenen 26 Grad, so ist das Arbeiten sicherlich anstrengender, darf aber nicht beendet werden. Hier wird – ähnlich wie beim Arbeitsschutz während der Pandemie – der/die Arbeitgeber:in in die Pflicht genommen. Dieser ist verpflichtet, die Tätigkeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für die Gesundheit vermieden wird.

Herausforderung Rezeptur

In der Apotheke wird es vor allem dann anstrengend, wenn der/die PTA in voller Montur in der Rezeptur steht und beispielsweise Augentropfen hergestellt. Kittel, Haarnetz, Stulpen und Handschuhe lassen einen auch bereits bei 25 Grad gut ins Schwitzen kommen. Dazu kommt, dass der/die Herstellende einen Mundschutz trägt und keine Gelegenheit hat zwischendurch etwas zu trinken. Umso wichtiger sind kurze Pausen. Diese sollten in der Rezeptur natürlich so gelegt werden, dass die Zubereitungen nicht darunter leiden. Doch der/die PTA sollte regelmäßig die Zeit für eine kurze Pause erhalten.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) weist darauf hin, dass bereits ab einer Temperatur von 26 Grad Gesundheitsprobleme wie Kreislaufprobleme auftreten können. Um die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten unter dem Schutz der Gesundheit auch bei hohen Temperaturen beizubehalten, sollten die individuell festgelegten Schutzmaßnahmen mit einer Gefährdungsbeurteilung nach § 3 ArbStättV festgelegt werden. Folgende Punkte könnten enthalten sein:

  • Nachtauskühlung
    • Morgens lüften, um die noch kalte Luft zu nutzen
  • Wärmequellen
    • Das alleinige temporäre Nutzen von Drucker, Kopierer & Co. kann die Temperatur senken. Die Geräte sollten nur eingeschaltet werden, wenn sie gebraucht werden. Vor allem in der Rezeptur stellt die Reduktion von Wärmequellen allerdings ein Problem dar. Es werden sowohl helle Lampen als auch Geräte wie Wasserbad & Co. benötigt.
  • Ventilator / Klimageräte
    • An einigen Stellen könnte der/die Apothekeninhaber:in zusätzliche Geräte wie Ventilatoren oder mobile Klimageräte installieren. Die mobilen Geräte kühlen meist 20 bis 25 Quadratmeter zuverlässig runter. Für größere Räume, die eventuell nicht an die sowieso vorhandene Klimaanlage angeschlossen sind, eignen sich mobile Geräte nur bedingt.
  • Sonneneinstrahlung
    • Direkte Sonneneinstrahlung sollte aus verschiedenen Gründen vermieden werden. Bei offenem Fenster besteht Sonnenbrandgefahr, die Arbeitnehmer:innen werden geblendet und der Raum erwärmt sich noch mehr. Anstatt normaler Vorhänge kann über abdunkelnde und isolierende Vorhänge, Rollos oder Plissees nachgedacht werden.

Hitzeerschöpfung als Folge

Wer zu lange bei zu hohen Temperaturen und gleichzeitig „schlechter“ Luft arbeitet, der erschöpft schneller. Generell sind die meisten Menschen bei hohen Temperaturen weniger leistungsfähig. Meist ist der Verlust von Wasser und Mineralien ein Grund für die Müdigkeit und Kraftlosigkeit. Apotheker:innen und PTA sollten also vermehrt zu Wasser oder ungesüßten Tees greifen. Getränke sollten sich dabei laut BAuA, insofern erlaubt, im direkten Arbeitsumfeld befinden. Je nachdem, wie stark die Erschöpfung ist, kann es auch zum Hitzekollaps kommen. Dann tritt meist eine kurze Bewusstlosigkeit auf. Kolleg:innen, die von Symptomen, die auf eine Hitzeerschöpfung hindeuten, berichten, sollten in eine kühle Umgebung gebracht werden. Die Arbeit sollte pausiert werden. Trinken sollte nur in kleinen Schlücken genommen werden. Gut geeignet sind beispielsweise auch Elektrolytmischungen wie Elotrans oder Oralpädon (Stada). Ansonsten kann es helfen, die Handgelenke unter fließend lauwarmen bis kaltem Wasser abzuspülen.

Übrigens: Natürlich kann der/die Arbeitgeber:in auch über ein Verschieben der Arbeitszeit nachdenken. Arbeiten, die nicht zeitkritisch sind, könnten in Abstimmung mit der Arbeitskraft auch früh morgens oder erst nach Sonnenuntergang erfolgen. So können PTA, die wissen, dass sie am nächsten Tag eine Augentropfen-Defektur für den SSB der Praxis nebenan auf dem Zettel haben, eventuell schon um 7 Uhr anfangen. Einziges Problem in der Praxis: Streng genommen müsste sich auch ein/e Apotheker:in finden, die ebenfalls um 7 Uhr anfängt. Doch Aufgaben wie die BtM-Dokumentation oder die Nachbereitung von Medikationsanalysen gehen bei niedrigeren Temperaturen sicherlich ebenfalls leichter von der Hand.

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