Rund 120.000 Patientinnen betroffen

DGHO: Alternativen zu Tamoxifen

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Berlin -

Aufgrund des Lieferengpasses bei Tamoxifen könnte es bei zahlreichen Patient:innen zu notwendigen Therapieumstellungen kommen. Dabei sind nicht nur Frauen betroffen, auch Männer nehmen das Zytostatikum beispielsweise bei Prostatakrebs ein.

Der selektive Östrogenrezeptor-Modulator Tamoxifen ist aktuell nur sehr eingeschränkt lieferbar. Für einige Patient:innen kann es deshalb zu einem Therapiewechsel kommen – nicht selten nach Monaten oder Jahren der Einnahme. Im Beratungsgespräch können Apotheker:innen und PTA Betroffene über die Alternativen aufklären. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) hat über mögliche Behandlungsalternativen in einer Stellungnahme informiert.

In den meisten Fällen wird Tamoxifen bei Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinomen eingesetzt. Hier erfolgt der Einsatz sowohl in der kurativen als auch in der palliativen Behandlung. Auch Männer können, wenn auch viel seltener, Brustkrebs bekommen. Die DGHO informiert darüber, dass Tamoxifen nach Operation und Bestrahlung auch bei männlichen Patienten als adjuvante endokrine Therapie in Frage kommt. „Für die Therapie mit Tamoxifen gibt es [in dieser Indikation] keine gleich wirksame Alternative.“

Tamoxifen wird auch im Rahmen des Off-Label-Use bei fortgeschrittener aggressiver Fibromatose und bei Männern mit Prostatakarzinom eingesetzt. Hier soll Tamoxifen das Risiko eines möglichen Therapieabbruchs der hormonablativen Therapie aufgrund von starken Nebenwirkungen (Gynäkomastie und allgemeine Brustschmerzen) verringern. Rund die Hälfte aller männlichen Patienten leidet unter schmerzhaften Nebenwirkungen in der Brust.

Zunächst einmal weist die DGHO darauf hin, dass die Standarddosierung von 20 mg pro Tag auch durch die Einnahme von zwei Tabletten à 10 mg erreicht werden kann. Das Teilen von Zytostatika-haltigen Tabletten empfiehlt sich unterdessen weniger. Es sind auch 30 mg und 40 mg Präparate am Markt.

Aromatasehemmer als Alternative

Bei allen Formen des Mammakarzinoms können Aromatasehemmer als Therapiealternative in Frage kommen. Beim prä- und perimenopausalem ER-positivem Mammakarzinom sollte die Gabe des Aromatasehememrs in Kombination mit einem GnRH-Analoga erfolgen. Beim Einsatz von Aromatasehemmern muss das schlechtere Nebenwirkungsprofil beachtet werden. Bei postmenopausalen Frauen kommen Anastrozol & Co. ohne GnRH-Therapie zum Einsatz.

Aromatasehemmer: Anastrozol, Letrozol, Exemestan

Bei metastasierten ER-positiven Mammakarzinomen kann auch Fulvestrant gegeben werden. Der Arzneistoff gehört zur Gruppe der Antiöstrogene. Im Gegensatz zu Tamoxifen erfolgt die Gabe als Infusion. Bei der aggressiven Fibromatose können Multikinase-Inhibitoren und NSAID zum Einsatz kommen. Beim prostatakarzinom kann nur die Alternative der Bestrahlung gegeben werden.

Zur genauen Anzahl der betroffenen Patient:innen kann die DGHO aufgrund der aktuellen Krebsregisterstrukturen keine Aussagen machen. Die Fachgesellschaft stützt sich auf Zahlen aus Ergebnissen einer kurzfristigen Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK vom 2. Februar: „Daraus ergibt sich eine geschätzte Zahl von 110.000 bis 120.000 gesetzlich Versicherten pro Jahr, bei denen Tamoxifen verschrieben wurde. Zuzüglich der Zahl privat Versicherter sind insgesamt geschätzte 120.000 bis 130.000 Patient:innen von einem Tamoxifen-Engpass betroffen.“

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