Hoher Kostendruck

Pro Generika zu Tamoxifen: Für 8,80 Euro geht es nicht

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Berlin -

Der Lieferengpass bei Tamoxifen geht laut Branchenverband Pro Generika auf den immensen Kostendruck zurück. Dieser habe dazu geführt, dass sich immer weniger Zulieferer an der Produktion beteiligten. Die Therapie von hunderttausenden Patientinnen könnte in Gefahr sein.

Tamoxifen ist aktuell größtenteils nicht lieferbar. Apotheken können ihre Patient:innen nur noch über Restbestände oder über den Direktbezug bei einem einzigen Hersteller versorgen. Dabei sind die Behandlungsalternativen unter Umständen eingeschränkt. Da die Behandlungsdauer über Jahre geht, könnten zahlreiche Therapiewechsel erforderlich werden.

8,80 Euro für 100 Tabletten ist zu wenig

Die Herstellung von Tamoxifen ist nicht mehr wirtschaftlich. „Der Fall Tamoxifen illustriert sehr deutlich, wo das strukturelle Problem bei unserer Grundversorgung liegt. So liegt der Preis, den die Arzneimittelhersteller von den Krankenkassen für eine 100er-Packung Tamoxifen erhalten, bei 8,80 Euro“, beklagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. „Zu diesem Preis ist eine wirtschaftliche Produktion ohne Verluste kaum mehr möglich und eine resiliente Lieferkette schon gar nicht.“

Dabei sei die Situation nicht völlig neu. „In den letzten Jahren haben sich Hersteller wie Zulieferer aus dem Markt zurückgezogen. Jetzt fällt einer aus – und spontan kann niemand einspringen. Das dürfen wir nicht länger hinnehmen! Bei lebenswichtigen Arzneimitteln, für deren Produktion es bloß noch eine Handvoll Unternehmen und Zulieferer gibt, müssen Preisdrücker wie Preismoratorium, Festbeträge und Rabattverträge rechtzeitig ausgesetzt werden. Und das so lange, bis sich wieder mehr Unternehmen an der Versorgung beteiligen.“

Beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist die Dauer der Lieferengpässe bis zum Sommer angegeben. Bei der Variante à 40 mg von Hexal soll der Versorgungsengpass erst im Dezember enden. Pro Generika geht davon aus, dass der Lieferengpass schneller überwunden werden könnte: „Unternehmen, Verbände, Ministerien und Behörden arbeiten eng und pragmatisch zusammen. Gelingt eine kurzfristige Produktion, könnten Tamoxifen-Präparate in einigen Wochen wieder verfügbar sein.“ Tamoxifen steht auf der Liste der unverzichtbaren Arzneistoffe.

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