Lieferengpass

Tamoxifen: Mindestens 100.000 Patient:innen betroffen

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Berlin -

Nach Berechnungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) sind mindestens 100.000 Patient:innen vom derzeitigen Lieferengpass bei tamoxifenhaltigen Arzneimitteln zur Brustkrebstherapie betroffen. Diese hatten den Wirkstoff im dritten Quartal 2021 erhalten.

Um die Zahl der Betroffenen zu ermitteln, hat das Zi die Arzneiverordnungsdaten für alle gesetzlich Versicherten im Jahr 2021 und aus dem Januar 2022 ausgewertet. In der ambulanten Versorgung lassen sich laut Zi erste Effekte des Engpasses bereits im Januar beobachten: Während der Anteil der verordneten Großpackungen (N3) sowohl im Verhältnis zum Vormonat als auch dem Vorjahresmonat noch relativ konstant bei mindestens 97 Prozent lag, stieg der Anteil der Verordnungen von Präparaten mit einer Wirkstärke von 10 mg merklich von durchschnittlich 3 Prozent im zweiten Halbjahr 2021 auf 9 Prozent im Januar 2022.

Diese Ausweichbewegung spiegelt sich laut Zi auch in der Zahl der verordneten Packungen je Verordnung wider, da Patient:innen, die 10 mg Tamoxifen statt der sonst üblichen 20 mg erhalten, die doppelte Anzahl Tabletten für eine konstante Therapie benötigen. „Die Behandlung kann so zwar gesichert werden, aber die Patientinnen und Patienten werden durch die je Packung fällige Zuzahlung finanziell stärker belastet. Abzuwarten bleibt, wie sich die Lage bis zur Behebung des Engpasses weiterentwickelt. Einzelberichten zufolge gibt es zurzeit streng kontingentierte Belieferungen der Apotheken durch den Großhandel und in der Folge auch Wartezeiten bis zur Versorgung“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Tamoxifen ist ein selektiver Estrogenrezeptormodulator, der als Arzneistoff zur Therapie von Brustkrebs eingesetzt wird. Er ist Bestandteil der Liste versorgungsrelevanter Wirkstoffe. Im Januar sind dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingeschränkte Verfügbarkeiten für tamoxifenhaltige Arzneimittel mitgeteilt worden. Dies hatte eine Kritikalitätsprüfung ausgelöst.

Diese ergab, dass von einer drohenden kritischen Versorgungssituation auszugehen ist und ohne entsprechende Maßnahmen spätestens Ende Februar eine Versorgungslücke zu erwarten sei. Um eine bestmögliche und lückenlose Versorgung der PatientInnen zu gewährleisten, sind am 9. Februar vom Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe nach § 52b Absatz 3b des Arzneimittelgesetzes (AMG) verschiedene Maßnahmen zur Abmilderung der Lieferengpässe beschlossen worden. Am 22. Februar erging dann die entsprechende Anordnung durch das BfArM. Bestandteil des Maßnahmenpaketes ist neben der Gestattung von Importen auch die Aufforderung der behandelnden Ärzt:innen, kleinere Packungen oder tamoxifenhaltige Präparate mit geringerer Stärke (10 statt 20 mg) zu verordnen. Durch die getroffenen Maßnahmen soll die Versorgung bis zur erwarteten Beendigung des Engpasses im Mai 2022 sichergestellt werden können.

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