Sterilrezepturen

Apotheker kündigen AOK

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Berlin -

Um ihre Zyto-Verträge zu retten, schwingt die AOK Hessen seit einem halben Jahr die Retax-Keule. Wer als Apotheke ohne Vertrag Krebspatienten mit Sterilrezepturen versorgt, muss teilweise mit sechsstelligen Kürzungen rechnen. Doch jetzt laufen der Kasse die ersten Vertragspartner davon: Zwei Apotheker haben ihre Exklusivverträge gekündigt – weil offenbar die Onkologen nicht mitspielen.

Die Lahn-Apotheke in Marburg hatte das Fachlos Gießen geholt. Inhaber Thorsten Junk arbeitete mit Fresenius zusammen, doch Ende Juni kündigte er seinen Vertrag mit der Kasse. Kurz darauf gab auch die Aesculap-Apotheke in Marburg ihre Lieferberechtigung zurück. Sie war von der Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Gießen/Marburg beliefert worden, das nach wie vor zum geschrumpften Klinikkonzern Rhön gehört.

Über die Gründe für den Rückzug war zunächst nichts zu erfahren; weder die beiden Apothekeninhaber noch die AOK waren für eine Stellungnahme zu erreichen. Dem Vernehmen nach brachten die Exklusivverträge nur vereinzelt Rezepte in die Apotheke. Jetzt dürften die beiden Fachlose aufgehoben sein.

Schon im Frühjahr hatten mehrere Zuschlagsgewinner angekündigt, ihren Vertrag zu kündigen: Schließlich blieben die in der Ausschreibung ausgelobten Umsätze aus, die Vereinbarungen samt der gewährten Rabatte seien damit unzumutbar, so das Argument.

Damit droht der Ausschreibung dasselbe Schicksal, das seinerzeit die Barmer GEK in Nordrhein-Westfalen ereilte. Deren Verträge waren zum 30. Juni 2012 von den Apothekern aus den Reihen der Zyto-Kooperation Omnicare gekündigt worden. Einem Barmer-Sprecher zufolge hatte die Ausschreibung aufgrund mangelnder Akzeptanz bei den Ärzten nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt.

Umso größer waren die Erwartungen an den Verlauf der AOK-Ausschreibung. Die Rabattrunde in Hessen galt für viele Kassen als Testballon für Exklusivvereinbarungen über Sterilrezepturen in der Fläche. Im Dezember waren die Verträge scharf geschaltet worden.

Größter Gewinner war der Fresenius als Unterauftragnehmer für elf der ursprünglich 22 Lose. Fünf weitere Lose gingen an zwei Omnicare-Apotheken.

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