Apothekenhonorar

Linz: „Es ist noch mehr möglich – und notwendig“

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Berlin -

Die Apotheker Niedersachsens sind weiterhin aufgebracht: Nach regionalen Warnstreiks, einer Unterschriftenaktion und einem landesweiten Protesttag wartet die Landesapothekerkammer nun mit einer weiteren Überraschung auf: Die Pharmazeuten schicken heute ihre Kittel per Post an Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (BMG). Im Interview mit APOTHEKE ADHOC sprach Kammerpräsidentin Magdalene Linz über den Sinn der Aktion und ihre Forderungen an die Politik.

 

ADHOC: Wer hatte die Idee mit den Kitteln?

LINZ: Apotheker Daniel Eicke aus einem Vorort von Hildesheim. Er hatte uns schon während der Warnstreiks im Südwesten angesprochen und kritisiert, dass in Niedersachsen keine solchen Aktionen geplant seien. Ich finde es sehr wichtig, engagierte Kollegen mitzunehmen. Wir haben seinen Vorschlag mit den Kitteln daher aufgegriffen, verfeinert und umgesetzt.

ADHOC: Was bringen den Apothekern mehr als 2000 Kittel im BMG?

LINZ: Wie die Ärzte wollen wir Nadelstiche verteilen. Wir wollen nicht überziehen, aber dem für die Apotheker zuständigen Minister deutlich machen, dass die bislang beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen.

ADHOC: Warum gerade jetzt?

LINZ: Natürlich haben wir den Zeitpunkt bewusst gewählt, weil Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr in der kommenden Woche auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) spricht. Wir müssen ihm zeigen, dass die Politik bislang nicht genug getan hat. Es ist noch mehr notwendig, beispielsweise im Bereich der Vergütung für die BtM-Abgabe, Rezepturen und natürlich bei, Kassenabschlag.

 

 

ADHOC: Was wollen sie der Politik inhaltlich vermitteln?

LINZ: Dass die Versorgung in einigen Regionen bald wirklich zusammenbrechen könnte: In einer Region Niedersachsens kommt bereits auf 8000 Einwohner keine Apotheke mehr. Allein in diesem Jahr haben 34 Apotheken ihre Pforten geschlossen, die meisten davon auf dem Land. Ein Viertel aller Apotheken hat einen Jahresumsatz von weniger als einer Million Euro.

ADHOC: Warum haben Sie die Aktion nicht bundesweit ausgerollt?

LINZ: Uns war der Überraschungseffekt sehr wichtig. Bei uns im Land konnten wir so etwas besser geheim halten: Wenn mehr als 21.000 Apotheken von der Aktion gewusst hätten, wäre die Idee schon vorher an die Medien weitergetragen worden. Wir haben die Aktion daher auch nicht direkt an alle Apotheker kommuniziert, sondern nur die Bezirksapotheker in Kenntnis gesetzt, die wiederum die Kollegen in ihren Regionen ansprechen sollten.

 

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