Große Angst vor Schließungen

Honorarreform: Wer profitiert wirklich?

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Berlin -

Das Apothekenhonorar wurde seit Jahren nicht angehoben, sondern vorübergehend gekürzt. Während die Abda einen deutlichen Nachschlag für alle Apotheken fordert, sieht das Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) nur finanzielle Anreize für Apotheken in strukturschwachen Gebieten vor. Die Kolleg:innen fürchten eine Umverteilung, wie eine aktuelle aposcope-Befragung zeigt.

Die Apothekenvergütung soll reformiert werden und dabei ein Honoraranreiz für strukturschwache Standorte geschaffen werden. Dass dadurch das Apothekensterben aufgehalten werden kann, bezweifeln 73 Prozent der Befragten, unter den Inhaberinnen und Inhabern sind es sogar 89 Prozent. Und auch dass die Apotheke vor Ort gestärkt wird, überzeugt 71 Prozent aller Befragten und 91 Prozent der Selbstständigen nicht. Im Gegenteil: 49 beziehungsweise 59 Prozent befürchten, dass nur die geplanten Light-Apotheken profitieren werden.

Wer wird also tatsächlich mehr Geld bekommen? 59 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber sind der Meinung, dass die Neuregelung gezielt Apotheken an strukturschwachen Standorten in den Blick nehmen wird. 23 Prozent glauben, dass vor allem die geplanten Light-Filialen einen Anspruch haben werden. Weitere 19 Prozent sehen kleine Apotheken als potenzielle Adressaten. Dass alle Apotheken profitieren, glauben nur wenige (17 Prozent). 20 Prozent trauen sich noch keine Einschätzung zu.

Aber in welcher Form wird eine Honoraranpassung umgesetzt werden? Konkrete Pläne aus dem BMG sind derzeit nicht bekannt. Die Kolleg:innen haben jedoch Ideen, wie die Anpassung aussehen könnte:

  • Umverteilung der Honorierung von den großen zu den kleinen Apotheken: 26 Prozent (Inhaber:innen: 53 Prozent)
  • Sonderzahlungen für bestimmte Leistungen: 24 Prozent (Inhaber:innen: 21 Prozent)
  • Erhöhung des Apothekenhonorars und Sonderzahlungen für bestimmte Leistungen: 15 Prozent (Inhaber:innen: 3 Prozent)
  • Erhöhung des Apothekenhonorars: 11 Prozent (Inhaber:innen: 3 Prozent)

80 Prozent der Befragten glauben nicht, dass die Neuregelung innerhalb eines Jahres umgesetzt wird. Und alles in allem bekommt Gesundheitsminister Karl Lauterbach für diese Pläne ein Ungenügend (Schulnote 4,55).

Dynamisierungsfaktor

Die Abda hat hingegen den Dynamisierungsfaktor ins Spiel gebracht. Dass dieser eine gute Grundlage für die Forderung nach einer Anpassung des Fixums auf 12 Euro ist, finden 78 Prozent der Kolleg:innen. Unter den Inhaberinnen und Inhabern sind es sogar 94 Prozent. Dass der Vorschlag das BMG überzeugen wird, das Honorar entsprechend anzupassen, glauben hingegen nur drei von zehn Befragten (30 Prozent, Inhaber:innen: 14 Prozent).

Dass die Erhöhung auf 12 Euro ausreichen wird, um den starken Zuwachs bei den Apothekenschließungen aufzuhalten, glauben 42 Prozent der befragten Apotheker:innen, PKA und PTA. Unter den Inhaber:innen sind es dagegen 67 Prozent.

Angst schließen zu müssen ist groß

Aktuell machen sich 53 Prozent der Inhaber:innen Sorgen, die eigene Apotheke schließen zu müssen – 14 Prozent haben in der Vergangenheit diese Sorge gehabt. Nur knapp jede:r Vierte (23 Prozent) hat sich darüber noch keine Gedanken gemacht. Kein Wunder, dass 86 Prozent der Befragten (und dabei 93 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber) glauben, dass die von der Abda prognostizierte Zahl der Schließungen von 600 in diesem Jahr realistisch ist.

Hinweis zur Methodik: aposcope hat vom 19. bis 21. Oktober 2023 insgesamt 339 verifizierte Apotheker:innen, PKA und PTA zu den Plänen des Bundesgesundheitsministers befragt.

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