„Gesundheitspolitik auf Stammtisch-Niveau“ | APOTHEKE ADHOC
INSM-Studie

„Gesundheitspolitik auf Stammtisch-Niveau“

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Ebenfalls kein gutes Haar an der von der arbeitgebernahen Initiative für Neue Marktwirtschaft (INSM) vorgelegten Studie zu Effizienzreserven im Gesundheitswesen haben Ärzte und Krankenhäuser gelassen. „Die Mär von Milliarden-Einsparungen bei den Krankenhäusern wird auch durch ständiges Wiederholen nicht glaubwürdiger“, sagte Georg Baum, Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Die von der Universität Duisburg-Essen und dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erarbeiteten Studie weist alleine für den Krankenhaussektor Einsparmöglichkeiten von bis zu 4,37 Milliarden Euro aus. Bei 60 Prozent Personalkosten in den Kliniken würde ein solcher Einschnitt Baum zufolge 60.000 Arbeitsplätze vernichten. „In diesen schwierigen Zeiten, in denen sich alles darauf konzentriert Arbeitsplätze zu sichern, ist dies ein kontraproduktiver Vorschlag“, sagte Baum.

„Die Schlussfolgerungen der heute vorgelegten Studie sind Gesundheitspolitik auf Stammtisch-Niveau, ohne die Konsequenzen zu bedenken“, sagte auch Rudolf Henke, Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Der Grundirrtum der höchst fragwürdigen Studie liege darin, dass regionale Unterschiede unmittelbar als Effizienzreserve gewertet würden. „Das ist schon deshalb vermessen, weil Erkrankung und Genesung nicht - auch nicht von Instituten - normierbar sind“, so Henke.

Die INSM-Studie sieht in Kliniken Einsparpotenziale vor allem bei einer Verringerung der Fallzahlen (rund 2 Milliarden Euro), der Reduktion von Überkapazitäten sowie einer Angleichung der Kosten für Leistungen der in den Krankenhäusern. Im ambulanten Sektor könnten den Autoren zufolge 1 bis 2 Milliarden Euro durch Mengenreduzierung und eine geringere Honorierung ärztlicher Leistungen eingespart werden.

Nicht zuletzt wollen die Gesundheitsökonomen den „überzogenen Handelsmargen bei Arzneimitteln“ durch massive Einschnitte begegnen: Apotheker und Großhändler sollen dafür in großem Maßstab auf ihre Margen verzichten.

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