Versandhandel

Experte zweifelt an Gütesiegeln

, Uhr

Mit Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz hat erneut ein Arzneimittelexperte vor möglichen Folgen des Versandhandels mit Medikamenten gewarnt: „Das Internet ist die Hauptquelle für Fälschungen“, sagte Schubert-Zsilavecz auf der Euroforum-Veranstaltung "Apotheke 2008" in Hamburg. Illegale Versandapotheken könnten sehr leicht einen Internetauftritt gestalten, der von seriösen Anbietern nicht zu unterscheiden sei. „Die kopieren ein Gütesiegel in wenigen Minuten“, erklärte der Pharmazie-Professor der Goethe-Universität in Frankfurt.

Testkäufe des Zentrallabors Deutscher Apotheker (ZL), dessen wissenschaftlicher Leiter Schubert-Zsilavecz ist, bei auffälligen Internetapotheken ohne die Angabe von AGBs hätten die „Risiken und Nebenwirkungen des Versandhandels“ deutlich gezeigt. So konnte das verschreibungspflichtige Mittel Propecia (Finasterid) gegen Haarausfall bei 19 der 24 getesteten Internetadressen ohne Rezept bestellt werden. Unter den 14 Lieferungen - manche Vertreiber lieferten nur in die USA - gab es sechs gefälschte Präparate. Bei den Viagra-Testkäufen machten die Fälschungen sogar 60 Prozent der Lieferungen aus. Grundsätzlich sei bei Arzneimittelfälschungen alles möglich, erklärte Schubert-Zsilavecz. Viele Präparate enthielten falsch dosierte, zusätzliche oder gar keine Wirkstoffe und würden unverpackt oder mit gefälschten Verpackungen und Blistern verschickt.

Auch die Diskretion der Internetbestellung zweifelte der Experte an. Niemand könne wissen, wozu die übermittelten Patientendaten benutzt würden. Zudem seien die Testbestellungen im Extremfall erst nach sechs Wochen geliefert worden; bei weitem nicht immer seien sie günstiger als im legalen Handel gewesen. Schubert-Zsilavecz versteht sich als unabhängiger Experte: „Ich rede der Arzneimittelsicherheit das Wort.“ Er tritt am 1. Januar als Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) an, deren Vizepräsident er derzeit ist. „Als eine meiner ersten Amtshandlungen werde ich eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung von Arzneimittelfälschungen einberufen“, kündigte Schubert-Zsilavecz an. Im Abstand von ein bis zwei Jahren soll diese Gruppe wissenschaftliche Berichte zum Thema veröffentlichen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte