Kommentar

Bestell dich weg, Apotheker!

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Als die ersten Rezeptsammelboxen in Tankstellen auftauchten, war das Thema Pick-up endgültig in der Politik angekommen. Die Pappaufsteller wurden zwar schnell wieder eingestampft, hatten aber einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Viel weniger Lärm gab es um jene Pick-up-Stellen, die eine von der Politik entnervte Apothekerfamilie in ihren eigenen Apotheken aufstellte.

Dabei ist die Idee viel frecher - zeigt sie doch die Widersprüche am besten auf: So lange ausländische Versender und Abholstellen als Innovationen gefeiert werden, haben Apotheker, die sich als Apotheker verstehen, keine Aussicht auf Imagegewinn. Wer als modern und wettbewerblich durchgehen will, muss sich erst einmal selber abschaffen.

Als Protestaktion mochte das Modell daher durchgegangen sein. Doch mit dem Start der kommerziellen Vermarktung stellt sich die Frage, wie ernst es die Betreiber mit ihrer politischen Botschaft wirklich meinen. Vermutlich überhaupt nicht.

Noch skurriler ist das Modell aus der anderen Perspektive: Was einen selbstständigen Apotheker reitet, seine Kunden in der eigenen Apotheke der Konkurrenz zuzuführen, ist schon mehr als rätselhaft. Ist das auch Protest? Oder Angst?

Nun hat sich ausgerechnet eine der größten und ältesten Apothekenkooperationen Deutschlands entschlossen, das Modell aktiv zu begleiten. Die Verantwortlichen müssen sich fragen lassen, ob man wirklich alles ergebnisoffen testen muss, bevor man es für eine schlechte Idee hält. Eines ist schon jetzt klar: Das Thema Pick-up ist einer Kontrolle vollends entglitten.

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