Arzneimittelmissbrauch

Apotheken-Preiskampf fördert Sucht

, Uhr

Ärzte und Apotheker sollen noch mehr auf die missbräuchliche Anwendung von Medikamenten achten, fordert die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD). Zwar seien sich die beiden Berufsgruppen ihrer großen Verantwortung bewusst und verfügten durch Beratung und Verschreibung vielfältige Interventionsmöglichkeiten, lenkte Bätzing ein. Im Studium und in Fortbildungen sollte das Problem dennoch stärker thematisiert werden.

Die Bundesapothekerkammer (BAK) begrüßte in einer Stellungnahme die Initiative der Bundesregierung. BAK-Präsidentin Magdalene Linz versicherte die enge Zusammenarbeit der Apotheker mit den verschreibenden Ärzten. Problematisch sei, dass nicht alle Abhängigen den legalen Weg zur Beschaffung der Arzneimittel wählten. So würden Medikamente oft aus dubiosen Quellen bezogen. Zudem fördert ein aggressiver Preiskampf in der Selbstmedikation laut Linz den Missbrauch und die Sucht.

Nach Angaben der Bundesregierung gibt es in Deutschland rund 1,9 Millionen Arzneimittelabhängige. Die Zahl sei vergleichbar mit denen der Alkoholabhängigen und deutlich niedriger als die der Abhängigen von illegalen Drogen, weist die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen in einer kleinen Anfrage an die Regierung hin. In ihrer Antwort beziffert die Bundesregierung die volkswirtschaftlichen Folgekosten der Medikamentenabhängigkeit auf schätzungsweise 14 Milliarden Euro.

Die meisten Betroffenen sind von Benzodiazepinen abhängig: Eine Studie schätzt die Zahl der Patienten auf etwa 2,2 Millionen. Zwar wurden in den vergangenen Jahren immer weniger Benzodiazepine verordnet. So gehe die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) davon aus, dass sich die Verschreibungen seit 1995 auf knapp ein Drittel reduziert haben. Dagegen werden diese Hypnotika immer öfter auf Privatrezepten verschrieben oder durch so genannte Z-Drugs wie Zopiclon, Zolpidem oder Zaleplon ausgetauscht. Daher sei nur von einer Halbierung der Verordnungszahlen auszugehen.

Der Abhängigkeit liege ein „komplexes Ursachengeflecht“ zugrunde. Insbesondere Frauen sind betroffen: Sie leiden häufiger unter Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und chronischen Schmerzen. Unter psychischen Belastungen würden Frauen eher zu Medikamenten greifen, Männer dagegen neigen zum Alkkoholkonsum.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte