ABDA-Präsident

Schmidt: Kein lautes Gezeter

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Berlin -

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt will die Forderungen der Krankenkassen nach einer Liberalisierung des Apothekenmarktes ignorieren. In einem Brief an eine Gruppe von Protestapothekern nennt Schmidt die gesundheitspolitischen Positionen des GKV-Spitzenverbandes einen „von der Zeit überholten simplifizierenden Pseudoliberalismus“. Auch wenn er den Wunsch nach einer „martialischen“ Reaktion verstehen könne, sei es wenig sinnvoll, dem Papier durch „lautes Gezeter“ Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die Forderungen seien ohnehin praktisch ohne mediale oder politische Resonanz geblieben.

Insgesamt 13 Apotheker hatten Schmidt in einem Brief sechs Fragen gestellt. In der Gruppe sind mehrere Pharmazeuten der „Protestapotheker“-Bewegung, die insbesondere im vergangenen Herbst auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Die Pharmazeuten interessierten sich unter anderem für die Entwicklung im vom Schmidt angekündigten neuen Leitbild der Apotheker. Bislang gibt es jedoch weder einen „Fertigstellungs- noch einen Implementierungstermin“, so die Antwort des ABDA-Präsidenten.

Schmidt erinnert daran, dass sich die ABDA schon Ende der 1980er Jahre das Ziel gesetzt habe, die Position des Apothekers im Gesundheitswesen auszubauen. „Ich bin der Ansicht, dass wir auf diesem Weg in den letzten 20 Jahren zwar erhebliche Fortschritte gemacht, das Ziel aber keineswegs erreicht haben.“

Die ABDA hatte im Frühjahr eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die an dem Leitbild arbeiten soll. Laut Schmidt soll diese Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse auf dem DAT im September vorstellen. „Wir laden alle Delegierten und Gäste zur Diskussion darüber ein.“ Dafür werde ein offenes Diskussionsforum stattfinden, welches per Livestream ins Internet übertragen werden soll.

Schmidt erklärte auch, warum die ABDA nicht auf jeden öffentlichen Angriff reagiere: Es habe immer politische und gesellschaftliche Kräfte gegeben, die es sich zum Ziel gesetzt haben, „die Berufsausübung, das Eigentum an unseren Apotheken, die Apothekenpflicht und unsere heilberuflichen Grundwerte“ infrage zu stellen, so Schmidt.

Aus Sicht von Schmidt hat die ABDA diesen Kampf bislang erfolgreich geführt: „Anerkanntermaßen ist es den Apothekern dabei erfolgreich gelungen, ihre strukturellen und ordnungspolitischen Grundsätze zu verteidigen, wir sind heute der einzige klassische freie Beruf mit einem nahezu uneingeschränkt wirksamen Fremdbesitzverbot und verfügen über eine weltweit beispielhafte Apothekenpflicht.“

Dies sei zweifellos ein Ergebnis erfolgreicher Berufspolitik, auch wenn manche Apotheker dies „angesichts der Mühen des apothekerlichen Alltages gelegentlich aus dem Blick“ verlieren. „Die Apothekerschaft gegen 'Frontalangriffe' zu verteidigen ist gut geübte Praxis der Berufsvertretung seit mehr als 100 Jahren“, so Schmidt.

Die Apothekergruppe hatte sich auch nach der Zukunft des Apothekenhonorares erkundigt. So wollten die Pharmazeuten zum Beispiel wissen, warum die Kassen aus Schmidts Sicht Apotheker für ein Medikationsmanagement entlohnen sollten, wenn sie bereits Ärzte dafür bezahlen.

Schmidt bestätigt die Konkurrenz zu den Medizinern: Ihm sei klar, dass die Apotheker keinen Monopolanspruch auf dieses neue Tätigkeitsfeld hätten. Die Pharmazeuten hätten aber einen „Vorsprung“, der in der Einbeziehung der Selbstmedikation und dem im Vergleich zur Arztpraxis niedrigschwelligerem Zugang liege. Allerdings profitierten die Patienten am meisten von einer intensiven Zusammenarbeit beider Heilberufe.

Aus Sicht der ABDA besteht nach wie vor eine Berechtigung, für das Medikationsmanagement Extra-Honorare zu verlangen. Schließlich sei diese Leistung keineswegs Bestandteil des in der Apothekenbetriebsordnung fixierten „Pflichtleistungskataloges“.

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