DAV-Wirtschaftsforum

Abda-Forderungen: „Wie die Wunschliste für den Weihnachtsmann“

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Berlin -

Was plant die Ampel für die Apotheken? Nach Spargesetz, dünnen Versprechungen und vielen Vertröstungen ist die Geduld vieler Kolleg:innen aufgebraucht. Dass das Fixhonorar, wie von der Abda gefordert, zeitnah und substanziell angepasst wird, ist nach den Aussagen der Gesundheitspolitiker beim Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbands (DAV) wohl nicht zu erwarten.

Dr. Paula Piechotta (Grüne) will den Apotheken nicht mehr Geld geben.Foto: APOTHEKE ADHOC

Dr. Paula Piechotta (Grüne) erinnert der Forderungskatalog der Abda an die „Wunschliste für den Weihnachtsmann“. Weder enthalte das 10-Punkte-Programm konkrete Vorschläge zur Gegenfinanzierung, noch gebe es Ideen dazu, wie die Spreizung innerhalb der Apothekerschaft verringert werden könnte. Sicherlich müsse man Apotheken stärken, die Verantwortung für die Versorgung vor Ort übernehmen. Aber: „Es ist nicht Aufgabe der Versicherten, für jede Apotheke gerade in Städten eine Standortgarantie zu geben.“

In dieselbe Kerbe schlug Professor Dr. Andrew Ullmann (FDP): Er wolle endlich die Kostendämpfungspolitik der vergangenen zehn Jahre hinter sich lassen und nicht über die Kleinteiligkeit von Centbeträgen reden. „Das ist zu wenig, wir dürfen die Zukunftsperspektive nicht außer Acht lassen“. Für eine bedarfsgerechte und gute Versorgung müsse man das Berufsbild dringend weiterentwickeln. „Die alte Apotheke aus den 70er-Jahren wird es so nicht mehr geben.“

Professor Dr. Andrew Ullmann (FDP) will nicht mehr über Centbeträge reden, sondern die Versorgung weiterentwickeln.Foto: APOTHEKE ADHOC

Hilfreich gefunden habe er die achtseitige Liste der Freien Apothekerschaft zu den bürokratischen Belastungen in der Apotheke, so Ullmann. „Auch wenn wir sicher nicht alle Punkte streichen können: Hier die Arbeit zu erleichtern, das sehe ich als eine politische Aufgabe.“ Vor diesem Hintergrund wolle er weiter mit den verschiedenen Apothekerverbänden sprechen.

Das hörten die Veranstalter natürlich nicht so gerne. Der DAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann verwies auf das Perspektivpapier 2030, das die Abda schon vor neun Jahren veröffentlicht habe. „An uns liegt es garantiert nicht!“ Trotzdem brauche man neben der Weiterentwicklung eine auskömmliche Grundhonorierung in Gestalt der Packungspauschale – „anders geht es derzeit noch nicht“, so Hubmann. Er rechnet damit, dass nach den jüngsten Tarifrunden im kommenden Jahr erneut eine Steigerung der Gehälter um 7 bis 8 Prozent ansteht, die die Apotheken belasten werden.

Dirk Heidenblut (SPD) will Nullretaxationen verbieten.Foto: APOTHEKE ADHOC

Nach Meinung von Dirk Heidenblut (SPD) sind die 50 Cent Engpass-Prämie nur ein Platzhalter, er persönlich könne sich ein Vielfaches vorstellen, auch wenn er den anstehenden Verhandlungen nicht vorweg greifen könne. Er versprach aber, dass er für ein Verbot von Nullretaxationen kämpfen werde. „Das kann man ja niemandem erklären – nicht weil es so kompliziert ist, sondern weil es juristisch so merkwürdig ist.“

Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), lieferte einen passenden Vergleich: Man bestelle im Restaurant ein Wiener Schnitzel und verspeise es. „Aber auf der Rechnung steht dann plötzlich ein Jägerschnitzel – und deswegen bezahlt man es nicht. Das kann es doch nicht sein.“ Das ALBVV trage im Namen nicht nur die Bekämpfung von Engpässen, sondern auch die Verbesserung der Versorgung – daher müssten sich doch noch Regelungen zugunsten der Apotheken unterbringen lassen.

Piechotta machte deutlich, dass sie auch die 50 Cent am liebsten wieder kassieren würde – weil sie die Arzneimittelpreisgestaltung nicht noch komplizierter machen will. Es gehe auch nicht darum, groß an den Symptomen herumzudoktern, sondern das Engpassmanagement durch die Möglichkeiten der Digitalisierung zu vereinfachen und die Ursachen der Engpässe anzugehen.

Kathrin Vogler (Linke) würde die Rabattverträge am liebsten abschaffen und den Apotheken wieder freie Auswahl geben.Foto: APOTHEKE ADHOC

Kathrin Vogler (Linke) würde die Rabattverträge am liebsten ganz abschaffen und durch ein System ersetzen, bei dem es einen Preis pro Wirkstoff gibt und die Apotheke das Präparat auswählt. Ihr ist die Versorgung vor Ort wichtig – und Ullmanns Idee, die Probleme durch mehr Effizienz und weniger Fehlanreize zu lösen, findet sie utopisch: „Effizienz kostet erst einmal Geld.“

Für Ende Mai hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), wie im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) versprochen, einen Entwurf zur Reform der GKV-Finanzen zugesagt. Während die Ampel-Politiker seine Vorschläge abwarten wollen, geht Tino Sorge (CDU) hart mit ihm ins Gericht: Das Verhalten des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sei geradezu pathologisch: „Erst kommt ewig nix, dann eine vage Ankündigung und viel später ein Entwurf, der zuletzt sogar einkassiert wurde, nachdem er bereits vom Minister unterschrieben wurde. Sämtliche Fristen werden gerissen, am Ende gibt es eine parlamentarische Initiative. So etwas habe ich noch nie gesehen in meiner Zeit als Abgeordneter.“

Dran bleiben, so die Aufforderung von Tino Sorge (CDU).

Er riet den Apothekerinnen und Apothekern, mit ihren politischen Forderungen dranzubleiben. Dass man in der Großen Koalition das Apothekenhonorar nicht angepasst habe, sei auch dem fehlenden finanziellen Druck geschuldet gewesen. Heute feuere man Milliarden hinaus, um dann am Apothekenabschlag zu sparen: „Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, mit dem man viel Porzellan zerschlagen hat. Es war der erste Fehler von vielen, den die Ampel gleich am Anfang gemacht hat.“ Was die Engpässe angeht, kündigte er einen Änderungsantrag seitens der Union an – und man würde sich auch gerne an Diskussionen beteiligen, wenn es denn endlich einmal Entwürfe gäbe.

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