Pulmonale arterielle Hypertonie

Therapieoptionen bei Lungenhochdruck

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Berlin -

Gleich zwei neue Wirkstoffe zur Therapie der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) sind seit vergangenem Jahr auf dem Markt: Veletri und Uptravi. Für die Betroffenen sind zusätzliche Optionen wichtig, denn ohne Therapie beträgt die Lebenserwartung weniger als drei Jahre ab Diagnosestellung.

Bei der PAH ist der Druck in den Lungenarterien erhöht, was zu einem Remodelling des Lungengewebes führt. Dadurch wird das Herz stärker beansprucht. Atemnot, Müdigkeit und Schwindelgefühl sind häufige Symptome, die Patienten bei sich beobachten. Zudem ist auch die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Epidemiologisch betrachtet tritt die Erkrankung bei Frauen häufiger auf als bei Männern.

Patienten mit PAH weisen eine erniedrigte Konzentration an Prostacyclin auf. Diese körpereigene Substanz wird im Endothel der Blutgefäße gebildet und wirkt stark vasodilatierend. Therapeutisch werden Prostaglandine wie Treprostinil und Iloprost eingesetzt, allerdings nicht intravenös.

Veletri enthält das Natriumsalz des Prostaglandins Epoprostenol. Der Wirkstoff wird in der Stärke zu 0,5 mg außerdem zur renalen Dialyse eingesetzt, wenn die Anwendung von Heparin kontraindiziert ist. Neu ist seit Herbst die Dosierung à 1,5 mg zur Verbesserung der Belastungsfähigkeit bei idiopathischer oder erblicher PAH und PAH in Verbindung mit Symptomen der WHO-Funktionsklassen III bis IV.

Epoprostenol ist der stärkste bekannte Thromboyztenaggregationshemmer und verbessert bei intravenöser Zufuhr die Überlebensrate. Nicht nur die Verteilung vom Blut ins Gewebe erfolgt sehr schnell, sondern auch der Abbau: Die Halbwertzeit von Epoprostenol beträgt nur wenige Minuten. Die Fachinformation empfiehlt daher nur eine Dauerinfusion; als Bolus darf die Lösung nicht verabreicht werden.

Bei Infusionen von bis zu 15 Minuten steigen Herzindex und Schlagvolumen an, während der pulmonale Gefäß- und Gesamtwiderstand sowie der mittlere systemisch-arterielle Druck abfallen. Diese Effekte treten bei Patienten mit Lungenhochdruck unter Epoprostenol-Therapie dosisabhängig auf.

Ebenfalls ein Neuzugang des vergangenen Jahres ist Uptravi (Selexipag). Der selektive Prostacyclin-Rezeptor-Agonist wurde im Mai 2016 zur Langzeitbehandlung von erwachsenen Patienten mit PAH in den WHO-Funktionsklassen II bis III zugelassen. Der Wirkstoff beziehungsweise sein deutlich stärker wirksamer Metabolit bewirken durch die Bindung an den IP2-Rezeptor auf der glatten Gefäßmuskulatur der Lungenarterien eine Erweiterung der Blutgefäße, was zu einer Senkung des pulmonal-arteriellen Drucks führt.

Nach einer Sicherheitsüberprüfung gab die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gerade grünes Licht für den Wirkstoff. Der Risikobewertungsausschuss für Pharmakovigilanz (PRAC) hatte nach fünf Todesfällen in Frankreich geprüft, ob es einen möglichen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Sterblichkeit und dem Arzneimittel gibt.

Therapeutisch können auch Endothelin-Rezeptor-Antagonisten wie Ambrisentan, Bosentan und Macitentan eingesetzt werden. Der Botenstoff Endothelin hat eine Schlüsselrolle in der Entstehung und im Verlauf der PAH, denn er wirkt gefäßverengend und wachstumsfördernd. Folglich kommt es unter Therapie zu einer Gefäßdilatation, die sich dann in einer pulmonalen Blutdrucksenkung bemerkbar macht.

Eine weitere Möglichkeit, den hohen Blutdruck der Lungen unter Kontrolle zu bekommen, ist die Anwendung von Phosphodiesterase-5-Hemmern, die aus der Therapie der erektilen Dysfunktion bekannt sind. Arzneistoffe wie Sildenafil und Tadalafil hemmen die Inaktivierung von cGMP und führen zu einer Verstärkung der gefäßerweiternden Wirkung von Stickstoffmonoxid.

Weiterhin kann Adempas (Riociguat) als Stimulator der löslichen Guanylatzyklase (sGC) bei PAH eingesetzt werden. Wenn Stickstoffmonooxid an sGC bindet, katalysiert das Enzym die Synthese des Signalmoleküls zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP), das eine wichtige Rolle bei der Regulierung zellulärer Funktionen wie zum Beispiel der Gefäßspannung spielt.

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