Kaffee oder Tee verdünnen

Chlorhexidin: Anwendung mit Milch mindert Verfärbungen

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Berlin -

Entzündungen im Mundraum werden häufig mit antiseptischen Mundspüllösungen bekämpft. Der Wirkstoff Chlorhexidin (CHX) spielt dabei eine besonders große Rolle, da das Mittel effektiv gegen Infektionen im Mundraum wirkt. Als unangenehme Nebenwirkungen während der Behandlung können jedoch Zahnverfärbungen auftreten, die durch einige Getränke besonders gefördert werden. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen (IMWS) hat das Verfärbungspotenzial diverser Flüssigkeiten während der Chlorhexidin-Behandlung untersucht und ist zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen.

Chlorhexidin wirkt bei Infektionen im Mundraum antibakteriell. Durch die gute Haftung auf Zähnen und Mundschleimhaut wirkt der Wirkstoff einerseits über eine längere Zeit, jedoch kann es andererseits während der Anwendung von Mundspüllösungen zu Verfärbungen der Zahnoberfläche kommen. Diese sind in der hohen Bindungsfähigkeit des Chlorhexidin-Moleküls begründet.

Patient:innen, die die Lösungen mit einem Chlorhexidin Anteil über 0,1 bis 0,2 Prozent über einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen anwenden, haben am häufigsten damit zu kämpfen. Eine Studie des Fraunhofer IMWS untersuchte, welche Getränke die Zahnverfärbungen auslösten und widmete sich außerdem der Frage, wie sich diese am besten reduzieren lassen.

„Farbveränderungen können entstehen, weil das kationisch geladene Chlorhexidin an den negativ geladenen Oberflächen im Mund – also Speichel, Schleimhaut und Zahnschmelz – anhaftet und lange dort verbleibt. Im Gegensatz zu Proteinen – einem Bestandteil von dentaler Plaque, deren Entstehung die Substanz verhindert – binden Farbstoffmoleküle sehr gut an Chlorhexidin. Und je stärker beziehungsweise dauerhafter die Bindung, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Verfärbung. Der Wirkstoff Chlorhexidin an sich besitzt keine färbenden Eigenschaften“, so Dr. Sandra Sarembe, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe „Charakterisierung medizinischer und kosmetischer Pflegeprodukte“ am Fraunhofer IMWS.

Von pH-Wert abhängig

Dabei hänge es unter anderem vom pH-Wert der Getränke ab, welche Farbstoffmoleküle besonders stark an Chlorhexidin binden, so die Wissenschaftler:innen. Für die Untersuchung analysierten die Forschenden insgesamt elf Getränke mit verschiedenen pH-Werten und unterschiedlicher Farbigkeit. Mit dabei waren unter anderem Diätlimonaden, Ingwertee, Kaffee und schwarzem Tee jeweils mit und ohne Milch. Als Referenzwert diente Wasser.

Darüber hinaus erstellte die Forschungsgruppe ein Modell, mit dem die Vorgänge im Mund möglichst realitätsnah nachgestellt werden konnten. Hierfür wurden Zahnkronen über einen Zeitraum von 14 Tagen zyklisch mit künstlichem Speichel, 0,2-prozentiger CHX-Mundspülung und den elf Getränken in Kontakt gebracht. Um die typische Anwendungsdauer einer Mundspüllösung zu simulieren, wiederholte das Team den Vorgang insgesamt 28 Mal. In einem Zahnputzsimulator wurde auch die tägliche mechanische Reinigung der Zähne sowohl mit Wasser als auch mit Zahnpasta nachgestellt.

Schwarztee und Rotwein

Per fotografischer Dokumentation und Farbmessungen analysierten die Forschenden die Zahnoberflächen mittels Rasterelektronenmikroskopie. Das Ergebnis: Werden Getränke mit einem hohen Anteil an Farbstoffmolekülen unter der CHX-Behandlung konsumiert, kommt es zu beständigen Oberflächenschichten auf dem Zahn: „Wie vermutet, lösten Schwarztee und Rotwein die stärksten Verfärbungen aus; Kaffee oder Bier lagen im mittleren Bereich. Die Ablagerungen ließen sich durch das Putzen mit Zahnpasta deutlich besser entfernen als nur mit Wasser, was aber die Reihenfolge bezüglich der Stärke der Verfärbung nicht beeinflusste“, so Sarembe. „Interessant war die Beobachtung, dass das Verdünnen von Schwarztee und Kaffee mit Milch die Struktur der entstandenen Verfärbungsschicht verändert und sie deutlich weniger beständig macht“, so die Forscherin.

Fazit: „Eine wichtige Empfehlung, die Zahnärztinnen und Zahnärzte behandelten Personen aussprechen können, ist damit der Hinweis, Kaffee und Tee während der Anwendung von Chlorhexidin möglichst nur mit Milch zu sich zu nehmen“, so das Ergebnis der Forschenden. Zudem sollen Anwender:innen die Zähne konsequent mit Zahnpasta zu putzen. Auch ein zeitlicher Abstand zwischen der Mundspülung und dem Essen oder Trinken von mindestens 5 Minuten wird von Herstellern empfohlen. Kommt es trotzdem zu Verfärbungen, sind diese nur vorübergehend und können durch konsequentes Putzen oder durch die professionelle Zahnreinigung wieder entfernt werden.

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