Regelmäßiger Cannabiskonsum kann offenbar die Gefäßfunktion beeinträchtigen – unabhängig davon, ob die Substanz geraucht oder als Edible konsumiert wird. Selbst junge, gesunde Erwachsene zeigen messbare Anzeichen einer endothelialen Dysfunktion. Die Ergebnisse deuten auf ein bislang unterschätztes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.
In einer Studie mit 55 Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 50 Jahren haben Forschende untersucht, wie sich regelmäßiger Cannabiskonsum auf die Gefäße auswirkt. Die Teilnehmenden rauchten weder Tabak noch waren sie regelmäßig Passivrauch ausgesetzt. Sie wurden in drei Gruppen eingeteilt: 19 Raucher von Marihuana, 17 Nutzer von THC-Edibles und 19 Personen ohne Cannabiskonsum.
Um mögliche Auswirkungen von chronischem Cannabiskonsum auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen, ermittelten die Forschenden die Funktion der Blutgefäße anhand der flussvermittelten Dilatation – einem Verfahren, das zeigt, wie gut sich Gefäße bei erhöhter Strömung weiten können. Bei den Marihuanarauchern betrug dieser Wert im Mittel 6 Prozent, bei den THC-Edible-Nutzern 4,6 Prozent und bei den Nicht-Konsumenten 10,4 Prozent. Zudem wurde die Pulswellengeschwindigkeit gemessen, ein Marker für die Gefäßsteifigkeit, bei dem jedoch keine Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt wurden.
In einem weiteren Versuch wurden Gefäßzellen mit Blutserum der Teilnehmenden behandelt, um zu prüfen, wie sich die im Blut enthaltenen Stoffe der Konsumenten auf die Produktion von Stickstoffmonoxid auswirken – ein wichtiger Botenstoff, der die Gefäße entspannt und erweitert. Dabei zeigte sich, dass die Zellen von Rauchern im Mittel 1,1 Nanomol Stickstoffmonoxid pro Liter produzierten, was weniger ist als bei den Nicht-Konsumenten mit 1,5 Nanomol pro Liter. Bei den Edible-Nutzern war die Produktion von Stickstoffmonoxid mit 1,5 Nanomol pro Liter ähnlich wie bei den Nicht-Konsumenten.
Die flussvermittelte Dilatation nahm ab, je häufiger Marihuana geraucht wurde und je mehr THC konsumiert wurde. Das bedeutet, dass die Fähigkeit der Blutgefäße, sich bei erhöhtem Blutfluss zu erweitern, schlechter wurde, je intensiver der Cannabiskonsum war. Die Studienautorinnen und -autoren sehen darin Hinweise darauf, dass dauerhafter Cannabiskonsum die Funktion der Gefäßinnenwände beeinträchtigen kann, wobei offenbar unterschiedliche Wirkungen bei Rauchern und bei Nutzern von THC-Edibles bestehen. Dies spricht aus Sicht der Forschenden für ein erhöhtes Risiko, dass sich Gefäßerkrankungen früher entwickeln.
Die Studie mit dem Titel „Association of Endothelial Dysfunction With Chronic Marijuana Smoking and THC-Edible Use“ wurde im Rahmen der CANDIDE-Studie („CANnabis: Does It Damage Endothelium?“) von einem Forschungsteam der University of California, San Francisco durchgeführt und am kürzlich in JAMA Cardiology veröffentlicht.
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