2025 könnten über 40 neue Medikamente in Deutschland eingeführt werden, vermutet der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa). Der Fokus liege auf Arzneimitteln für schwere oder lebensbedrohliche Krankheiten. Heißt konkret: Fortschritte werden insbesondere für Patient:innen mit Alzheimer-Demenz, Lungenkrebs und genetischen Erkrankungen erwartet.
vfa-Präsident Han Steutel betont: „Die Pharmaunternehmen können wieder eine große Zahl von Neuentwicklungen vorweisen. Fast alle dienen der Therapie oder Prävention von schweren Krankheiten und stellen für viele betroffene Patient:innen entscheidende Behandlungsverbesserungen dar.“
Besonders im Bereich der Alzheimer-Forschung zeichnet sich ein Wendepunkt ab: Nach über 20 Jahren könnten 2025 ein oder zwei neue Medikamente zugelassen werden, die auf Antikörpern basieren. Diese können den Krankheitsprozess zwar nicht stoppen, jedoch verlangsamen, wenn sie frühzeitig eingesetzt werden, so der vfa. „Die Zulassung des einen Medikaments hat die European Medicines Agency (EMA) bereits empfohlen, für das zweite ist die Zulassung auch schon beantragt“, heißt es weiter.
Auch im Bereich der Impfstoffe gibt es wegweisende Fortschritte: Erstmals könnten Impfstoffe gegen das Chikungunya-Fieber in Europa auf den Markt kommen. Die EU-Kommission hatte mit Ixchiq vom Hersteller Valneva den ersten Impfstoff gegen von Mücken übertragene Chikungunya-Viren zugelassen. Nationale Behörden müssten nun entscheiden, wer Zugang zu dem Impfstoff bekommen soll, teilte die Brüsseler Behörde im Juni mit.
Die Virus-Krankheit wird von Mücken übertragen. Die Folge der Infektion sind meist starke Schmerzen. Das Problem: Das Verbreitungsgebiet der Insekten wächst durch den Klimawandel weiter. Bisher waren vorrangig Afrika, Süd- und Mittelamerika betroffen, aber auch in den USA und Frankreich traten bereits Fälle des Chikungunya-Fiebers auf.
Zum Absenken des Risikos, schwer an Covid-19 zu erkranken, dürften im kommenden Herbst wieder neue stammangepasste Versionen von bereits zugelassenen Covid-19-Impfstoffen angeboten werden, so der vfa. Voraussichtlich komme auch noch ein neuer mRNA-Impfstoff hinzu, dessen RNA über eine Selbstverstärkung verfügt (sa-mRNA). Außerdem könnte für Menschen, bei denen krankheitsbedingt Impfstoffe keinen Immunschutz hervorrufen, ein präventives Antikörper-Medikament verfügbar werden. Für diejenigen, die dennoch schwer erkranken, würden die Möglichkeiten erweitern, einer schweren Lungenentzündung entgegenzuwirken.
Für die Krebsforschung verspricht 2025 ein entscheidendes Jahr zu werden. Rund ein Drittel der potenziellen Neueinführungen betrifft Medikamente gegen verschiedene Krebsarten, darunter allein sechs für das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC). Diese Form des Lungenkrebses gehört zu den häufigsten krebsbedingten Todesursachen. Die neuen Medikamente basieren auf modernsten Technologien wie Kinasehemmern, Checkpoint-Inhibitoren und bispezifischen Antikörpern. „Mit diesen Fortschritten könnten wir die Überlebensraten für viele Krebspatient:innen weiter steigern“, so Steutel.
Auch für Patient:innen mit angeborenen Gendefekten bieten sich neue Perspektiven: 2025 könnte erstmals die Genschere CRISPR/Cas9 zur Behandlung von Sichelzellkrankheit und Beta-Thalassämie eingesetzt werden. Neben Gentherapien werden auch neue Medikamente für seltene Erkrankungen wie die Niemann-Pick-Krankheit oder Duchenne-Muskeldystrophie erwartet. Steutel mahnt jedoch zur Vorsicht: „Ob diese Innovationen tatsächlich nach Deutschland kommen, hängt entscheidend von den Erstattungsbedingungen ab. Die Neueinführungen sind keineswegs sicher.“
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