PKA-Azubi belästigt

Wenn der Kunde zum Stalker wird

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Berlin -

Als die PKA-Auszubildende einem Apothekenkunden nett winkt, denkt sie sich nichts dabei. Doch als er Blumen schickt, überkommt sie ein mulmiges Gefühl. Als er ihr an einer U-Bahn Station auflauert, reicht es ihr. Sie bittet ihren Freund um Hilfe.

Namentlich will die 17-jährige Auszubildende nicht genannt werden. Die junge Frau ist hübsch und schlagfertig. In der Apotheke ist sie seit einem halben Jahr tätig. Sprüche von Kunden sind ihr – wie vielen anderen Kolleginnen – in der Offizin bereits begegnet. Doch ein Kunde übertritt die Grenze. Zunächst beginnt alles ganz harmlos. Ein älterer Herr, Mitte 60 Jahre alt, kauft in der Apotheke ein. Er ist ein ganz normaler Kunde, kein Stammkunde. Ab und zu läuft er vorbei und winkt nett.

Die Auszubildende winkt lächelnd zurück. „Was sollte ich machen? Ich wollte nicht unhöfich sein“, sagt sie. Sie winkt einmal, zweimal, dann überkommt sie ein komisches Gefühl. Eines Tages betritt derselbe Kunde die Apotheke, kauft etwas aus dem OTC-Sortiment ein und richtet „schöne Grüße an die schlanke Frau“ aus. Die Kollegen vermuten, dass damit die Chefin gemeint ist, vergessen es aber bald im Apothekenalltag. Einige Tage später erscheint wieder. Dieses Mal mit Blumen. Ein großer bunter Strauß aus Rosen und Freesien.

Er überreicht ihn der Auszubildenden mit den Worten „von einem jungen Mann“. Die junge Frau ist perplex: „Im ersten Moment dachte ich die Blumen seien von meinem Freund. So einen Strauß habe ich bisher noch nie bekommen!“ Doch dann entdeckt sie einen Brief. „Hallo schöne Unbekannte. Ich bin Stefan und habe dich schon öfter gesehen. Du bist sehr hübsch. Ich möchte dir Blumen schenken und bitte um Nachricht, ob dir diese gefallen haben.“

Er hinterlässt eine Handynummer mit den Worten: „Ab 17 Uhr, alles Liebe!“ Die Auszubildende spricht daraufhin mit ihren Kollegen darüber. „Das war unheimlich! Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Der Mann hätte mein Großvater sein können.“ Sie erzählt auch der Chefin von dem Vorfall. Diese rät ihr, erst einmal nicht mehr so viel vorne im OTC-Bereich zu arbeiten. Zudem solle sie ihr sofort melden, wenn wieder etwas vorfalle. Sie würde ihn zur Rede stellen, verspricht die Inhaberin.

Der nächste Vorfall ereignet sich außerhalb der Offizin: Einige Tage später wartet die junge Frau auf die U-Bahn. Es ist ein Schultag und sie ist auf dem Weg nach Hause. Da bemerkt sie jemanden hinter sich – es ist der ältere Herr. „Da ist mir mulmig zumute geworden“, sagt sie. Ihr erster Gedanke: Schnell weg. Sie entfernt sich von ihm und steigt in die U-Bahn ein. „Ich wusste nicht, ob er mich gesehen hat und ob er mich angesprochen hätte, wenn ich stehen geblieben wäre“, sagt sie verunsichert.

Am nächsten Tag erfährt sie in der Apotheke, dass er am Tag zuvor in der Offizin war und nach ihr gefragt hatte. Um dem ein Ende zu setzen, bittet die junge Frau ihren Freund um Hilfe. Er soll den Mann anzurufen. Sie speichert seine Telefonnummer auf ihrem Handy und sieht dadurch sein Profilbild. „Es war ein anzügliches Foto“, sagt sie. Das sei schauderhaft gewesen.

Ihr Freund ist wegen der Belästigung durch den Kunden sauer und ruft den Mann verärgert an. Kühl und ruhig erklärt er ihm am Telefon, dass die junge Frau vergeben sei und dass er ihr fern bleiben solle. Der ältere Mann habe sich daraufhin entschuldigt und erwidert, dass er das nicht gewusst habe, erinnert sich die Auszubildende.

Erst einmal ist Ruhe. Die junge Frau geht ihrer Arbeit in der Apotheke nach. Sie sieht den Mann nicht mehr und ist erleichtert. Inzwischen ist ein Monat vergangen. Doch dann – sie sitzt wartend vor einem Imbiss – kommt der ältere Mann vorbei und sieht sie an. „Ich habe sofort weggesehen“, sagt sie. Der Mann verschwindet um die Ecke, taucht aber wieder auf und läuft an ihr vorbei.

Auch wenn sie diese Situation irritiert hat, spürt die Auszubildende keine Angst. Sie beschreibt sich als taffe junge Frau, die sich zu wehren weiß. Die Polizei will sie erst benachrichtigen, wenn ihr der Mann zu nahe kommt oder wieder etwas passiert. „Meine Kollegen raten mir, vorsichtig zu sein.“ Stalking, also das Verfolgen oder Belästigen einer Person, sei immerhin eine Straftat, die mit Geld- und Freiheitsstrafen geahndet werden kann. Künftig will die Auszubildende vorsichtiger sein: „Höflich grüßen, aber sobald es zu oft vorkommt oder mir mulmig wird, werde ich den Blickkontakt meiden.“

Wer im Handverkauf arbeitet, muss freundlich sein. Was aber, wenn der Kunde plötzlich penetrant wird? Ein anzüglicher Witz, ein allzu langer Händedruck, eine Einladung zum Essen: Auch Apothekenmitarbeiter sind vor übergriffigen Kunden nicht gefeit. Was habt ihr erlebt? Wie reagiert ihr in solchen Situationen, wie geht ihr mit den Kunden um? Teilt eure Erfahrungen im LABOR von APOTHEKE ADHOC! Anmelden und mitdiskutieren!

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