Ermittlungen

Schwermetalle in Ayurveda-Präparaten

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Berlin -

Die Schwermetall-Vergiftungen bei Urlaubern nach der Einnahme von Ayurveda-Präparaten in Sri Lanka sind nun ein Fall für die Justiz in Deutschland. Die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelt wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung. Das Auswärtige Amt rät Urlaubern, nur zertifizierte Produkte einzunehmen.

Auslöser sei die Strafanzeige eines Aacheners gewesen, der zusammen mit seiner Frau eine Ayurveda-Kur in Sri Lanka gemacht habe, sagt ein Sprecher. Dabei wurde das Ehepaar mit Schwermetallen vergiftet, wie das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet hatte.

Bei dem Paar seien erhöhte Quecksilber- oder Bleiwerte gemessen worden. Beschuldigt wird laut Staatsanwaltschaft eine Deutsche, die das Hotel in Sri Lanka betreiben soll, in dem den Eheleuten die belasteten Ayurveda-Mittel verabreicht wurden.

Bundesweit sind in den vergangenen Monaten mehrere Vergiftungsfälle infolge belasteter Ayurveda-Mittel bekanntgeworden. Unter anderem wurde in Hamburg eine 55-Jährige behandelt. „Sie wäre beinahe daran gestorben“, sagte der medizinische Sprecher der Asklepios-Kliniken. Chefarzt Dr. Tobias Meyer sagte, in einem Fall habe der Quecksilbergehalt einer im Labor geprüften Ayurveda-Pille den zulässigen Grenzwert um das „2,3-Millionenfache“ überschritten.

In Deutschland gelten Ayurveda-Produkte als Nahrungsergänzungsmittel, die Regeln für die Einfuhr sind streng. Buko Hartmann, Inhaber der auf den Import und die Herstellung ayurvedischen Produkte spezialisierten Firma Amla bei Hamburg, sagt, dass metallhaltige Präparate heute von seriösen Ayurveda-Ärzten auch in Indien nicht mehr benutzt würden, weil das Risiko einfach zu groß sei. In Europa seien solche Mittel völlig verboten und kämen auf gar keinen Fall legal in den Markt.

Amla importiert Kräuter aus Indien und lässt sie von einem zertifizierten Labor auf Schwermetalle, Bakterien, Schimmelpilzgifte und Pestizide prüfen. In Deutschland werden daraus Kapseln, Tabletten oder Pulver gemacht. Kontrolliert werde die Produktion auch vom Bundesministerium für Verbraucherschutz und dem Veterinäramt, sagt Hartmann.

Inzwischen rät das Auswärtige Amt in seinen Reisehinweisen für Sri Lanka „dringend“, ayurvedische Behandlungen nur in Einrichtungen vorzunehmen, die bei der Sri Lanka Tourism Development Authority (SLTDA) registriert seien und „keinesfalls unzertifizierte ayurvedische Medikamente einzunehmen“.

Bundesweit sind in den vergangenen Monaten mehrere Vergiftungsfälle infolge belasteter Ayurveda-Mittel aufgetreten. Der Arzt Siddharta Popat aus dem rheinland-pfälzischen St. Katharinen behandelte sechs Patienten, die im gleichen Resort in Sri Lanka Ayurveda-Kuren gemacht hatten.

Die ABDA hatte bereits vor Jahren vor möglichen Nebenwirkungen von Ayurveda-Präparaten gewarnt. Bei der regelmäßigen Einnahme könne es zu Schwermetall- Vergiftungen kommen, da ein Teil der frei verkäuflichen Produkte nach ABDA-Angaben etwa mit Blei oder Quecksilber belastet sei. Da Ayurveda-Präparate in Deutschland keine Arzneimittel seien, würden sie nicht regelmäßig auf ihre Unbedenklichkeit kontrolliert, hieß es.

Die traditionelle indische Ayurveda-Heilkunde ist in den vergangenen Jahren zur globalen Ethno-Trendmedizin geworden. Nicht nur mit Stirn-Ölguss, Massagen, Yoga, Einläufen und besonderer Ernährung soll der gestresste Körper gereinigt und das Wohlbefinden gesteigert werden. Es gibt auch spezielle Therapien, mit denen Krankheiten behandelt werden.

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