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Eltern dosieren Arzneimittel zu niedrig

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Berlin -

Eltern geben ihren Kindern in 10 bis 15 Prozent der Fälle Arzneimittel in zu niedriger Dosierung. Das ist das Ergebnis einer Studie der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen und des Robert Koch-Instituts. Die Eltern wollten ihre Kinder möglichst wenig schädigen. „Sie erreichen damit aber das genaue Gegenteil“, warnt Studienleiterin Dr. Antje Neubert.

Für die Studie wurden mehr als 17.000 Kinder und Jugendliche beziehungsweise deren Eltern zur Medikamenteneinnahme in der vergangenen Woche befragt. Die Erlanger Forscher wollten herausfinden, ob den Kindern die Arzneimittel wie geprüft und behördlich zugelassen verabreicht wurden.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass ein Drittel der Medikamente keine Zulassung für Kinder hatte. „Diese Information war zunächst nicht überraschend, da Kinder häufig nur für Erwachsene zugelassene Medikamente einnehmen“, so Neubert. „Neu ist jedoch, dass über die Hälfte dieser Medikamente in falscher, zu niedriger Dosierung eingenommen wurde.“

Die Wissenschaftler nehmen an, dass Eltern Angst vor Nebenwirkungen haben und glauben, ihre Kinder vor Schaden zu bewahren, wenn sie etwas weniger Arzneimittel geben als verordnet wurde oder die Packungsbeilage steht. „Ganz vorenthalten will man das Medikament dann aber schließlich doch nicht“, vermutet Neubert.

Bedenklich sei insbesondere, dass jedes fünfte Antibiotikum in zu niedriger Dosierung verabreicht wird. „Zu häufig und zu niedrig dosiert eingesetzt, kommt es jedoch schnell zur Bildung von Resistenzen – ein Problem, das mittlerweile eine gefährliche Entwicklung nimmt“, sagt Neubert. Der therapeutische Effekt bleibe aus, unerwünschte Wirkungen träten trotzdem auf und bisher wirksame Therapien stünden zukünftig möglicherweise nicht mehr zur Verfügung.“

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