Kundenkarten statt Medikationsplan

Medizinstudierende lernen vom Apotheker

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Berlin -

Apotheker Dr. Lars Alexander Mohrenweiser hat Medizinstudierende über den Umgang mit geriatrischen Patient:innen informiert. Bei dem Kurzpraktikum staunten die angehende Ärztin und der künftige Arzt auch über Lieferengpässe und die Rezeptur in der Sonnen-Apotheke in Magdeburg. Der Vizepräsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt setzt sich regelmäßig für den interdisziplinären Austausch ein.

Vivien Reifurth und Ben Schlenker sind im 5. Studienjahr – beide wollen als Ärztin und Arzt arbeiten. Sie erkunden im Rahmen ihrer Ausbildung, wie die beiden Heilberufler bei älteren Patienten besser miteinander kommunizieren können. Am vergangenen Dienstag waren sie zu einer Stippvisite in der Apotheke. Es komme sehr häufig vor, dass Patienten mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen, sagt Mohrenweiser. Das gleichzeitige Einlösen der Rezepte habe in bestimmten Fällen den Vorteil, dass Wechselwirkungen leichter zu erkennen und abzuklären seien. „Besonders, wenn die Patienten keinen aktiv gemanagten Medikationsplan besitzen beziehungsweise keine Kundenkarte haben“, sagt er.

Mohrenweiser betonte, dass es erstrebenswert wäre, wenn Ärzt:in und Apotheker:in immer auf dem neuesten Stand seien, welche Arzneimittel eingenommen würden. Müssten Patient:innen mehrere Medikamente einnehmen und würden diese von unterschiedlichen Stellen verschrieben, seien Wechsel- und Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Auch zusätzlich gekaufte rezeptfreie Arzneimittel könnten die Dauermedikation beeinflussen. „Wünschenswert wäre es daher, wenn die behandelnden Ärzte die verordneten Arzneimittel in den Medikationsplan des Patienten eintragen.“ Leider verfügten nur wenige Patienten bisher darüber. „Um einen Überblick über die gesamte Medikation eines Patienten zu bekommen, behelfen sich viele Apotheken mit einer Kundenkarte.“

Rücksprache mit Praxen

Nur mit einem aktuellen Medikationsplan oder einer Kundenkarte könnten Apotheken die Kund:innen bei der Abgabe eines verordneten Präparates richtig beraten, das zur Medikation passende freiverkäufliche Arzneimittel finden sowie Wechselwirkungen erkennen und verhindern, sagt Mohrenweiser. Die Kammer und die Universität organisieren den Apothekenbesuch, weil sich Medizinstudierende im Querschnittsbereich „Medizin des Alterns und des alten Menschen“ mit der Problematik Polypharmazie beschäftigten.

Weiteres Thema war die Herstellung: „Mir war gar nicht bewusst, wie viele Arzneimittel für die Patienten noch direkt in der Rezeptur der Apotheke angefertigt werden. Oder welche Schwierigkeiten in der Versorgung durch die zahlreichen Lieferengpässe entstehen“, sagte Schlenker. Und Reifurth ergänzte, dass sie nicht gewusst habe, wie häufig es durch wechselnde Rabattvertragspartner der Krankenkassen zu Umstellungen in der Medikation komme. „Jede Umstellung oder ein neues Arzneimittel stellt den älteren Patienten vor große Probleme. Darum ist die Kommunikation in der Apotheke ganz wichtig. Bei Problemen halten wir dann für unsere Patienten häufig Rücksprache mit den behandelnden Ärzten, um die beste Arzneimittelversorgung zu sichern“, so der Apotheker.

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