Los der Vor-Ort-Apotheken

Inhaber muss trotz Grippeerkrankung arbeiten

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Berlin -

Über Nacht erkrankt Eckart Sailer an Influenza. Weil spontan niemand vom Personal der Römer Apotheke in Rottweil für den Inhaber einspringen kann, quält er sich trotz Fieber und Kopfschmerzen in sein Geschäft: „Ich bin für die Aufrechterhaltung der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung verantwortlich. Ich kann nicht einfach zusperren“, so Sailer.

Trotz Kopf- und Gliederschmerzen sowie erhöhter Temperatur machte sich Sailer am Mittwoch auf den Weg in seine baden-württembergische Apotheke: „Die Symptome sind am Abend zuvor aufgetreten und haben sich über Nacht verschlimmert. So spontan habe ich keinen Apotheker gefunden, der für mich einspringen kann. Also habe ich eine FFP2-Maske aufgesetzt und trotzdem gearbeitet“, so der Inhaber. Derzeit sei die Urlaubssaison in Baden-Württemberg noch nicht abgeschlossen: „Wir haben eigentlich keinen Personalmangel, aber wenn Personal im Urlaub ist und jemand zusätzlich krank wird, kann es eng werden.“

„Ich kann nicht einfach zumachen“

Er sei sich als Inhaber seiner Verantwortung gegenüber den Patient:innen bewusst: „Wir haben täglich bis zu 500 Kund:innen. Das Abholerregal ist voll und Rezepturen stehen an. Obwohl es mir manche geraten haben, konnte ich nicht einfach zusperren. Es ist meine Pflicht, die Versorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten“, so der Inhaber.

Sailer ist selbst Pharmazierat und betreut bis zu 70 Apotheken. Er kennt die Regeln: „Über die Kammer hätte ich eine Befreiung erwirken können. Eine Strafe hätte es nur gegeben, wenn ich nicht Bescheid gesagt und die Apotheke einfach geschlossen hätte.“ Trotzdem habe er sich dazu entschieden, durchzuziehen und für die Kundschaft da zu sein. In den umliegenden Apotheken sehe die Situation nicht besser aus: „Es gibt in meinem Betreuungskreis mehrfach Kolleg:innen, die ihr Geschäft ganz allein betreiben. Auch die müssen in solchen Situationen ran, weil es einfach zu wenig Personal gibt“, beschreibt Sailer die Einzelschicksale der Inhaber:innen.

Über die Schmerzgrenze hinaus

Deutlich machen möchte Sailer, was die Apotheken vor Ort täglich leisten: „Ich will nicht jammern, dass ich krank arbeiten gehen muss. Ich möchte aber, dass gerade jetzt, in dieser frustrierenden Zeit der Gesellschaft klar ist, was alle Apothekenteams leisten. Uns allen liegt die Versorgung der Menschen am Herzen.“ Um das eigene Geschäft betriebsbereit zu halten, gehe man eben auch über die eigene Schmerzgrenze hinaus: „Hätte ich am Mittwoch einfach die Apotheke zugelassen, hätte ich auch etliche Kunden einfach im Regen stehen lassen“, so der Inhaber.

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