Einwanderung

Experten: Wenig HIV-Infizierte unter Flüchtlingen

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Berlin -

Flüchtlinge kommen oft geschwächt und mit hierzulande durch Impfungen eingedämmten oder sogar ausgerotteten Krankheiten nach Deutschland. Ankömmlinge aus Syrien litten teils an Hepatitis B, da es in ihrer Heimat oft kaum Chancen auf eine Impfung gebe, berichtet der Leiter der Münchner Aids- und Hepatitis-Tage, Dr. Hans Jäger. Erst vor knapp einem Monat war ein mit Hepatitis B infizierter Flüchtling im Klinikum Ingolstadt gestorben. Die Zahl der HIV-infizierten Ankömmlinge sei aber geringer als erwartet.

Zu dem Münchner Kongress werden vom 11. bis 13. März rund 1200 Fachleute erwartet. Sie befassen sich unter anderem mit den Themen lebenslange Therapie bei HIV sowie neue Therapiekonzepte bei Hepatitis C. Ein großes Thema werden dieses Jahr die Flüchtlingskrise sowie mitgebrachte Krankheiten sein.

HIV sei hier wider Erwarten kein größeres Problem. „Wir sehen weniger Patienten mit HIV, die durch die Flüchtlingssituation auf uns zukommen, als wir zunächst befürchtet haben, sagte Jäger. Das bestätigten auch bundesweite Stichproben des Robert Koch-Instituts (RKI). Der Grund: In Syrien liege die HIV-Infektionsrate in der Bevölkerung mit 0,1 Prozent ähnlich hoch wie in Deutschland, bei Hepatitis B hingegen sei sie mit 2,3 Prozent deutlich höher. Bei Menschen mit HIV sei Tuberkulose eine besondere Gefahr.

Die allgemeine Bevölkerung sei aber nicht gefährdet, betonte Jäger. Er habe keine Sorge, dass die Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge die Kapazitäten sprengen könnte. „Gesundheitlich schaffen wir das.“

Unterschätzt werde etwa das Läuserückfallfieber, sagte Jäger. „Das Läuserückfallfieber hatten wir alle vergessen.“ Es wird von Kleiderläusen übertragen. Gerade Menschen aus Ostafrika, die monatelang auf der Flucht sind und ihre Kleidung nicht wechseln können, seien davon betroffen. In München seien bisher etwa 25 Betroffene behandelt worden. „Es hat eine Sterberate von bis zu 40
Prozent, wenn man es nicht erkennt und nicht mit Antibiotika behandelt.“ Das Hauptproblem sei, die Krankheit zu diagnostizieren. „Die Symptome sind wie bei Malaria: Fieber, Kopfweh, Hautausschlag.“

Die Strapazen der Flucht machen die Menschen auch anfälliger gegen allgemeine Krankheiten wie Durchfall und Grippe. Probleme gebe es in den Unterkünften zudem mit Kinderkrankheiten wie Mumps, Masern und Windpocken. Erkrankte müssten teils in Isolationsabteilungen behandelt werden, da auch „banale“ Krankheiten anders kaum in den Griff zu bekommen seien. „Man möchte nicht in einem Lager mit Leuten, die eng zusammenwohnen, eine Windpocken-Epidemie.“

Die Ärzte achten außerdem auf psychische Störungen – denn viele Flüchtlinge sind traumatisiert. Zahlreiche Frauen seien Opfer sexueller Gewalt geworden. Auch Kinder litten an posttraumatischen Belastungsstörungen.

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