Branchencheck

Stern knöpft sich Apotheker vor

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Berlin -

Das Magazin Stern nimmt sich die Apotheker vor: In der aktuellen Ausgabe wird vor der vermeintlich schlechten Beratung in Apotheken gewarnt, Professor Dr. Gerd Glaeske erklärt, welche Arzneimittel man sich sparen kann, und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sucht nach Antworten.

Der Stern hat sich in seinem Branchencheck unter dem Motto „Jetzt mal ehrlich“ schon die Optiker („Die Tricks der Optiker“), Restaurantbetreiber („So tricksen die Köche“) und Handyverträge („Handytarife: Die versteckten Fallen“) vorgenommen. Der Branchencheck der Apotheker steht unter dem Titel „Das Geschäft mit unserer Gesundheit“.

Der neunseitige Titelbeitrag bietet wenig Neues: Der Stern fasst die Apothekentests von NDR und Stiftung Warentest zusammen – ergänzt durch eine eigene Stichprobe des Autors in „mehr als 20 Apotheken“. Außerdem wird die Easy-Apothekerin Susan Krieger aus Velbert vorgestellt, gegen die die Apothekerkammer Nordrhein vorgegangen war.

Professor Dr. Gerd Glaeske warnt, dass der Berufsstand seine Existenzberechtigung verliere, wenn überteuerte Vitaminpräparate abgegeben würden. Der Pharmazeut und Gesundheitsökonom erklärt weiter, welche 20 Medikamente „Apotheker nicht empfehlen sollten“: Darunter sind Klassiker wie Thomapyrin und Vivimed, die Kombipräparate Grippostad, Aspirin Complex, Wick Medinait und Wick Daymed, die Xylometazolin-Nasensprays von Olynth und Aliud und die Halsschmerztabletten Neo-Angin, Dorithicin und Lemocin. Neben der Liste mit Arzneimitteln, die man „sich sparen“ kann, ist – warum auch immer – das gotische A mit der Man-Rune abgebildet. „Ein Logo aus Nazizeiten“, schreibt der Stern.

Für seinen Branchencheck hat der Stern auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt im „neoklassizistischen Prachtbau“ in der Jägerstraße besucht. Obwohl der zunächst „das übliche Eigenlob“ vorbringt, überzeugt Schmidt den Stern-Autor davon, dass er es ernst damit meine, „etwas ändern zu wollen.“

Schmidt erklärt, dass sein Berufsstand bei der fachlichen Innovation einen deutlichen Rückstand habe: „International hängen wir bestimmt zehn Jahre hinterher.“ Die Rolle des Apothekers müsse sich ändern: „Ich sehe uns künftig viel stärker als Teamplayer im Gesundheitswesen“, so Schmidt. Der Stern verweist auf Großbritannien und die Niederlande, die vormachten, wie Apotheker und Ärzte kooperieren könnten.

Auf die mangelnde Beratung in Apotheken angesprochen, erklärt Schmidt: „Wenn Sie aktiv beraten, erleben Sie immer wieder Ablehnung von Patienten.“ Da fahre ein Apotheker sein Engagement schon mal zurück. Außerdem müssten die Apotheker jeden Tag an ihrem Kenntnisfeld vorbei beraten: „Er muss sozialrechtlich beraten, er muss die Rabattverträge erklären, Zuzahlungsregeln, Verordnungseinschränkungen“, so Schmidt.

Die Tests, die zu den schlechten Ergebnissen führen, kritisiert Schmidt hingegen nicht: „Ich will nicht bezweifeln, dass die meisten Tests nach Regeln stattfinden, die man akzeptieren kann.“ Anhand der eigenen Beratungs-Checks sehe man aber, dass es Verbesserungen bei denen gebe, die schon einmal getestet wurden. „Aber Sie sehen eben auch Dauerversager, die immer wieder durchfallen.“

Der Stern empfiehlt in solchen den Wechsel der Apotheke – „Auswahl ist reichlich“. Aber auch Schmidt hat eine Lösung parat: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Verbraucher aktiv nach der Beratung fragen.“

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