Depressionen, Schlafstörungen, negative Gedankenkarussells – von all dem sind immer mehr Menschen in der westlichen Welt betroffen. Schützen kann ein Medikament, das kostenlos zu haben ist und nicht mal Nebenwirkungen hat: Bewegung.
Wenn Lauftherapeutin Joanna Zybon die Berliner Justizvollzugsanstalt Plötzensee betritt, wird sie zu „Trainerin Joe“. Die Häftlinge kommen mit Abhängigkeitserkrankungen, Depressionen oder Schlafstörungen zu ihr. Laufen als Medizin? Im Gefängnis sieht man das Training mit ihr nicht nur als willkommene Abwechslung zum eintönigen Alltag. Es hat sich herumgesprochen, dass es neben Fitness um mehr geht. Das Ziel: Schritt für Schritt den Kopf befreien. Damit haben die Häftlinge einen ganz wichtigen Punkt verstanden.
Studien belegen, dass aerobe Bewegung – also solche, die mit moderater Intensität auskommt –, sogar antidepressiv wirkt. Zum Stressabbau ist nichts besser geeignet als Sport. Und trotzdem lassen sich viele nach einem anstrengenden Arbeitstag lieber erschöpft auf die Couch fallen. Weil Sport anstrengend ist. Dabei ist genau diese Anstrengung Teil des Wirkmechanismus.
„Die Stresshormone wie etwa Cortisol werden in Balance gebracht“, erklärt der Sportwissenschaftler Professor Ingo Froböse von der Sporthochschule in Köln das Prinzip. „Das passiert, indem wir einen Reiz setzen, der uns anspannt, woraufhin Entspannung folgt. Die tritt nicht automatisch nach einem anstrengenden Tag ein.“ Je mehr Stress man hat, desto mehr Sport müsste man ausgleichend machen. Dabei zähle nicht die Sportart, sondern Intensität und Dosierung. Alles steht und fällt allerdings mit der Motivation, denn um einen Effekt zu spüren, muss man sich regelmäßig bewegen.
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