Versandapotheken

DocMorris streicht Rx-Prämie

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Berlin -

DocMorris gibt klein bei: Nachdem die niederländische Versandapotheke monatelang mehrere Gerichtsentscheidungen zu ihrer Rx-Prämie ignoriert hat, bekommen Kunden künftig keine 20 Euro mehr dafür, dass sei an einem sogenannten Arzneimittel-Check teilnehmen. Insgesamt könnte die Aktion die Tochter von Zur Rose alleine 350.000 Euro an Ordnungsgeldern gekostet haben. Zum Ausstieg gibt es Eigenlob und Richterschelte.

DocMorris hatte die 15-Euro-Prämie im Herbst vergangenen Jahres aufgelegt, als Rx-Boni verboten wurden. Die Apothekerkammer Nordhrein (AKNR) ging gegen das neue Bonus-Modell vor und erwirkte schon im November beim Landgericht Köln (LG) eine einstweilige Verfügung.

Die Versandapotheke fühlte sich nicht angesprochen und bot die Prämie weiter an. Das Angebot sei gar kein Bonus, sondern ein Instrument zur Stärkung der Arzneimittelsicherheit, argumentierte damals DocMorris-Chef Olaf Heinrich. Im März erließ das Gericht auf Antrag der Kammer ein Ordnungsgeld in Höhe von 100.000 Euro.

Gegen die Entscheidung legte DocMorris Beschwerde ein – und erhöhte die Prämie auf 20 Euro. Im Juni flatterte die nächste Geldstrafe in Höhe von 100.000 Euro ins Haus, im August kamen für das neue Modell noch einmal 150.000 Euro dazu.

Zuletzt drohte es richtig teuer zu werden: Das Oberlandesgericht Köln (OLG) wies eine Beschwerde gegen die Strafe zurück und kündigte härtere Strafen an, sollte DocMorris weiter renitent bleiben.

Offenbar zeigte die Drohung Wirkung: „Um dem Urteil Folge zu leisten, werden wir die Prämie nicht mehr weiter ausloben“, kündigt Heinrich heute an. Allerdings sei es unverständlich, dass von den Gerichten die Förderung der Therapietreue durch einen Arzneimittelcheck verhindert werde: „Wir zahlen die Prämien aus der eigenen Marge. Daher ist es umso erstaunlicher, dass dieser klare Vorteil für den Verbraucher gerichtlich verboten wird.“

Durch Erhöhung der Therapietreue trügen Prämien zur Reduzierung der gesamtwirtschaftlichen Kosten des Gesundheitssystems bei, so Heinrich. Seit Einführung der Prämie hätten die Kunden 250.000 Mal an dem Arzneimittelcheck teilgenommen. Dadurch seien Wechselwirkungen, Doppelverordnungen und unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen verhindert worden.

„Wir sehen, dass individuelle monetäre Anreize, wie unsere Prämie für den Arzneimittelcheck, die Therapietreue von Patienten fördern. Solche Anreize sind wichtig, um Akzeptanz von Compliance- und Adherence-Maßnahmen zu fördern. Leider sehen einige Richter dies anders.“

Bezahlt wurden die Ordnungsgelder laut dem Landgericht Köln noch nicht. Ein Berufungsverfahren ist noch anhängig; die übrigen Beträge stehen zur Vollstreckung aus. Gestritten wird derweil schon über die nächste Prämie: das Wegegeld in Höhe von 10 Euro für Erstrezepte.

Bei der Apothekerkammer traut man dem Braten nicht: „Wir nehmen das erfreut zur Kenntnis. Aber aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit legen die Vermutung nahe, dass demnächst das nächste Konzept kommt“, so Rechtsanwalt Dr. Morton Douglas, der die Kammer vertritt.

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