„Drohgebärde ist nicht unser Geschäftsgebaren.“

Spermidin: InfectoPharm trennt sich von TLL

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Berlin -

Bei angereicherten Spermidin-Produkten drohen bald Abmahnungen. Die hat der österreichische Hersteller The Longevity Labs (TLL), der seine Produkte unter dem Namen SpermidineLife vertreibt, angekündigt. Für Dr. Markus Rudolph, Geschäftsführer InfectoPharm, ein No-Go. Noch gehört die Marke zum Sortiment. Die Zusammenarbeit ist aber bereits gekündigt.

Traditionell wird Spermidin aus ungekeimtem Weizenkeim extrahiert. Um einen höheren Gehalt zu erreichen, wird bei einer anderen Methode Buchweizensaat in einer Lösung zu Sprossen gekeimt, die synthetisches Spermidin enthält. Nach der Ernte werden die Keimlinge mit Wasser gewaschen, getrocknet und zu Mehl gemahlen.

Laut TLL ist die Rechtslage nach dem EuGH-Urteil „vollkommen klar und unzweifelhaft“: Die angereicherten Produkte sind als neuartige Lebensmittel einzustufen und damit ohne Zulassung nicht verkehrsfähig. Das Inverkehrbringen eines neuartigen Lebensmittels ohne Zulassung könne nicht nur abgemahnt werden, sondern auch von den Behörden beanstandet und sogar als Straftat geahndet werden.

TLL arbeitet bei SpermidinLife mit der ursprünglichen Methode. In den Apotheken hat Infectopharm die Marke im Sortiment. Noch.

„InfectoPharm distanziert sich von der Androhung einer Abmahnung bei den Apotheken. Das entspricht nicht unserem Geschäftsgebaren“, so Rudolph. „Wir waren über die Kommunikation nicht informiert und sind überrannt worden.“ Zudem seien die Apotheken die falschen Adressaten. Wenn überhaupt, müssten die Hersteller abgemahnt werden.

„Die Aussagen von TLL sind missverständlich und werden von uns nicht unterstützt“, stellt Rudolph klar. Denn das EU-Urteil beziehe sich nur auf mit Spermidin künstlich angereicherte Keimlinge. Somit ist nicht jeder Weizenkeim ein Novel-Food und die Mehrheit der Präparate nicht betroffen.

Rudolph hat bereits Konsequenzen gezogen. „Wir haben unsere Zusammenarbeit mit TLL beendet und verkaufen nur noch ab.“ Eine Alternative aus eigenem Hause gibt es nicht, aber Rudolph kann den Apotheken eine rechtlich konforme Alternative mit einem innovativen neuen dualen Ansatz und hoher Spermidinkonzentration empfehlen – Spermidin Duo (Lindthal Medical). Das Besondere: die exogene und endogene Spermidin-Versorgung. Exogen mit 5 mg Spermidin aus 100-prozentigem naturbelassenem, spezifischem Weizenkeim-Direktkonzentrat inklusive aller sekundären Pflanzenstoffe. Außerdem wird die körpereigene Spermidinproduktion im Mikrobiom über einen Prä- und Probiotikumkomplex endogen angeregt.

Spermidin ist ein Polyamin, das einen zellulären Reinigungsprozess in Gang setzt, der als Autophagie bezeichnet wird. Spermidin wird zum einen von Zellen des Körpers synthetisiert, aber auch in größeren Mengen über die Nahrung aufgenommen und von Darmbakterien produziert. Im Alter sinkt die Spermidin-Konzentration im Blut und einigen Körpergeweben jedoch – vermutlich aufgrund einer abnehmenden Spermidinsynthese. Eine vermehrte Zufuhr des Polyamins könnte diesen Verlust wieder ausgleichen.

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