Freiwahlsortiment

Sidroga zieht bei Emser ein

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Dass die Freiwahlmarken Sidroga, Valverde und Emser zusammen gehören, lässt sich an den gemeinsamen Displays und Aufstellern in den Apotheken seit längerem beobachten: Seit 2008 arbeiten die beiden Hersteller, die Firmen Sidroga und Siemens & Co., eng zusammen. Jetzt zieht der Teehersteller beim Schwesterunternehmen in Bad Ems bei Koblenz ein.

Bereits vor einem Jahr hatte Sidroga die Zelte in Bad Säckingen an der schweizerischen Grenze abgebrochen, wo die Firma seit ihrer Gründung im Jahr 1972 ansässig gewesen war. Im April 2007 hatten die ehemaligen Hexal-Eigentümer, Dr. Thomas und Dr. Andreas Strüngmann, Sidroga von der schweizerischen Siegfried-Gruppe übernommen und offenbar einige „faule Eier“ in den Büchern entdeckt.

Nicht nur die Ertragslage war aus Sicht der Käufer unbefriedigend. Noch Ende 2006 hatte das alte Management offenbar Verkaufsaktionen an den Großhandel durchgeführt, um die vorgegebenen Umsatzziele zu erreichen - ohne dass die Ware dabei allerdings tatsächlich bereits den Besitzer wechselte.

Die neuen Eigentümer tauschten das Management umgehend aus und setzten Olaf Hirsch, seit 2005 Chef von Siemens, bei Sidroga als Geschäftsführer ein. Den Pastillenhersteller hatte die Strüngmann-Familie bereits 1998 gekauft; ursprünglich war die Firma 1958 von den Erben des Industriellen Friedrich Siemens gegründet worden.


Hirsch sollte die Schwachstellen identifizieren und Sidroga zurück auf den Erfolgspfad führen. Kein einfaches Unterfangen: Der Umsatz des Marktführers war nach dem Kauf um 39 Prozent auf 8,6 Millionen Euro eingebrochen, unter dem Strich stand ein Minus von knapp 7 Millionen Euro. Fast die Hälfte der Verluste waren Altlasten, etwa aus fehlenden Rückstellungen und unterlassenen Abschreibungen.

Nach einer Preiserhöhung um 40 Prozent verschlechtere sich die Situation erst einmal zusätzlich; nach massiven Einbrüchen musste die Anpassung zurückgenommen werden. Ab 2008 ging es bergauf: Hirsch baute einen gemeinsamen flächendeckenden Außendienst für beide Firmen auf und schickte ihn mit Sonderkonditionen für Sidroga, Emser und die 2005 von Novartis übernommene Phytolinie Valverde in die Apotheken.

Gleichzeitig wurde das Marketing angekurbelt: Seit 2009 wirbt Sidroga im Fernsehen, in diesem Frühjahr gab es eine Kooperation mit Reckit Benckiser und Klosterfrau: Beim Kauf von Dobendan Strepsils gab es für die Kunden gratis eine Packung Sidroga-Tee dazu.

Das neue Konzept ging auf: Die Umsätze von Sidroga kletterten pro Jahr zweistellig, auch Emser legte zu. Allerdings blieb der Teehersteller in der Verlustzone und wäre ohne den starken Investor im Rücken sehr wahrscheinlich untergegangen. Zumindest teilweise wurde Sidroga gewissermaßen von der ertragsstarken Schwesterfirma quer finanziert. Unter einem Dach könnten jetzt alle Synergien gehoben werden.

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