Heparin

Schlachtkonzern wird Pharmahersteller

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Berlin -

Der nordrhein-westfälische Fleischkonzern Tönnies (Tillmans, Toasty) baut sich ein zweites Standtbein auf. Im Mai hat er die Mehrheit der Anteile am Berliner Heparin-Hersteller Pharma Action übernommen. Auch unter dem eigenen Namen sollen künftig Heparinprodukte vertrieben werden. Im Frühjahr werde mit dem Bau einer Fabrik zur Herstellung begonnen, sagt ein Sprecher.

Rund 16 Millionen Schweine schlachtet Tönnies pro Jahr. Die Schlachtnebenprodukte seien bislang in die EU verkauft worden, so der Sprecher. Das Unternehmen verfüge über genug Rohstoff und steige nun selbst in das Geschäft ein.

Heparin wird meist aus Lunge oder Darm von Rindern oder Schweinen gewonnen. Aus den Schweinedarmschleimhäuten soll der aufbereitete Grundstoff Heparin-Crude hergestellt werden. Die Fabrik soll in dem nahe dem Konzernsitz in Rheda-Wiedenbrück gelegenen Gewerbegebiet Aurea enstehen.

Wie viel Heparin dort produziert werden soll, war zunächst nicht zu erfahren. Heparin wird zur Prophylaxe und in der Therapie von Gerinnungsstörungen wie Embolien und Thrombosen eingesetzt.

Tönnies wurde 1971 von den Brüdern Bernd und Clemens Tönnies gegründet. Anfang der 1980er Jahre begann die industrielle Produktion. Neben sieben deutschen unterhält die Firma auch eine dänischen Produktionsstätte. Tönnies erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit rund 8000 Mitarbeitern einen Umsatz von 4,6 Milliarden Euro. Für das laufenden Jahr strebt der Hersteller 5 Milliarden Euro an.

Pharma Action wurde 1988 gegründet; Geschäftsführer ist Erol Isim. Das Unternehmen produziert Heparin-Crude, -Calcium, -Sodium oder Heparinoide in Berlin und hat eine Niederlassung in Indien.

Tönnies ist übrigens nicht der erste Fleischhersteller mit Aktivitäten im Pharmasektor: Bis November 2007 gehörte TAD der Familie Wesjohann, die Deutschlands größten Geflügelkonzern PHW (Wiesenhof, Bruzzler) betreibt.

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