Großhandel

Proteste bei Noweda-Eröffnung

, Uhr

Eigentlich wollte sich die Noweda für ihre neue Niederlassung feiern lassen. Nur elf Monate nach dem Spatenstich wurde gestern der neue Standort in Peine bei Hannover in Betrieb genommen. Doch statt Blumen zur Eröffnung gab es Ärger mit verdi. Mehrere Stunden protestierte die Gewerkschaft vor der Niederlassung gegen die schlechten Löhne, die Noweda angeblich zahlt.

Der Vorwurf der Gewerkschafter: Noweda sei als einzige Großhändler in Niedersachsen nicht dem Tarifvertrag des Groß- und Außenhandelsverbands beigetreten. Die Genossenschaft orientiere sich stattdessen am sächsischen Tarifgebiet mit deutlich niedrigeren Gehältern. „Damit sollen lediglich Rabattschlachten an den hiesigen Apotheken finanziert werden“, kritisiert eine verdi-Sprecherin.

Andere Großhändler in der Region, die sich an den Tarif halten, müssten unter der unfairen Wettbewerbssituation leiden und Personal abbauen, befürchtet die Gewerkschaft. Deshalb hat ver.di gestern auch Mitarbeiter aus anderen Großhandelsniederlassungen zum Protest aufgerufen. Die Noweda habe als Genossenschaft eine gesellschaftliche Verantwortung. „Die Beschäftigten dürfen nicht Opfer genossenschaftlicher Gier werden“, so die verdi-Sprecherin.

Noweda weist die Vorwürfe zurück. Man zahle nach einem gültigen Tarifvertrag, der mit jedem Mitarbeiter einzeln auch besprochen sei, sagte eine Sprecherin des Großhändlers gegenüber APOTHEKE AHOC. „Von Tarifflucht kann erst recht keine Rede sein, denn wir beschäftigen bewusst keine Leiharbeiter.“ Von Lohndumping könne überhaupt erst gesprochen werden, wenn die Gehälter ein Drittel unter dem Tarifvertrag lägen.

Auch der Gesamtbetriebsrat der Noweda hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. Die Wahl des Tarifs stehe der Noweda in Niedersachsen frei, da zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern keine Tarifbindung vereinbart sei. Der Betriebsrat habe zudem die Zusage des Vorstandes, dass das durch den sächsischen Vertrag zunächst etwas niedrigere Gehaltsniveau nach einer erfolgreichen halbjährigen Anlaufphase auf das bundesweite Niveau von Noweda angehoben werden soll. Dass die Noweda ein sozialer Arbeitgeber sei, zeigten die zum Teil jahrzehntelangen Betriebszugehörigkeiten, so der Betriebsrat. Die Aktion von verdi sei ein Alleingang.

Der Gewerkschaft zufolge war auch der Noweda-Vorstand gestern zur Eröffnung vor Ort und hat sich die Proteste vom Fenster aus angesehen. Die Mitarbeiter der Niederlassung seien sogar aus einiger Entfernung fotografiert worden; vermutlich vom Wachdienst, berichtet ein Teilnehmer. „Ich mache schon 25 Jahre Gewerkschaftsarbeit, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte ein Mitarbeiter der verdi-Vertretung in Braunschweig.

Der Noweda-Sprecherin zufolge haben sich an der Mahnwache nicht mehr als acht verdi-Mitarbeiter beteiligt. Die Noweda-Mitarbeiter hätten sich dafür allerdings nur mäßig interessiert. Bisher habe auch niemand von der Gewerkschaft aktiv das Gespräch gesucht, so die Sprecherin.

Am 24. September will Noweda die Eröffnung der Niederlassung zusammen mit Apothekern feiern. Dann will verdi die nächste Aktion starten. „Dann wird es ein Spalier geben für die Herren“, kündigt der Gewerkschaftler an.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte